Hamburg verzeichnet gerade einen Zustrom von Wealth Managern. Die Stadt bietet aufgrund einer hohen Dichte an wohlhabenden Familien und Stiftungen gute Geschäftschancen, während die Erträge im deutschen Private Banking insgesamt unter Druck stehen.
Die Frankfurter Bankgesellschaft, die sich als Sparkassen-Privatbank versteht und sich um Anlagen ab einer Million Euro kümmert, baut gerade ein Team aus Wealth-Management-Beratern in der Stadt auf. Konkurrent Feri AG hatte im vergangenen Monat unter Führung eines ehemaligen Bankers der UBS einen Standort eröffnet. Andere Anbieter wie BNP Paribas, aber auch die Zürcher Bank Vontobel, erweitern ihre bestehenden Teams.
Ersin Soykandar, Leiter für private Mandanten Deutschland bei Feri, verweist auf die hohe Anzahl an "vermögenden Familien mit weitreichendem Beratungs-Bedarf und eine damit eng verzahnte Stiftungskultur". Das seien letztlich gute Wachstumsvoraussetzungen. Holger Mai, Chef der Frankfurter Bankgesellschaft, argumentiert ähnlich: "Hamburg als Stadt ist ein sehr attraktiver Markt, aber auch insbesondere das von mittelständischen Unternehmen geprägte Umland." Natürlich seien aus diesem Grund auch viele Wettbewerber bereits vor Ort.
Millionäre über Durchschnitt
"Die Frage ist eher, wieso eine Private-Banking-Bank kein Büro an einem der reichsten Flecken Europas mit viel altem Geld haben sollte", erklärte Axel Sarnitz, Partner bei der Unternehmensberatung ZEB.
Verlässliche Angaben zur genauen Anzahl der Millionäre in Hamburg gibt es nicht. Allerdings erhebt das Statistische Bundesamt Daten zur Entwicklung der Einkommensteuerpflichtigen, deren jährlicher Gesamtertrag der Einkünfte bei mindestens 1 Million Euro liegt. Demnach gab es 2014, dem jüngsten verfügbaren Zeitraum, insgesamt 961 Einkommensmillionäre in der Stadt - elf Prozent mehr als im Vorjahr. Damit lag der Anstieg über dem bundesdeutschen Durchschnitt.
Auch Stiftungen sind interessant
Dem Bloomberg Billionaires Index zufolge leben von den 30 reichsten Deutschen mindestens fünf in Hamburg, allesamt mit einem Vermögen von mehreren Milliarden Euro. Viele wohlhabende Familien pflegen Beziehungen zu Stiftungen. In Hamburg gibt es inzwischen 1430 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, berichtet Birgit Radow vom Bundesverband Deutscher Stiftungen. Hamburg sei somit die Stadt mit den meisten Stiftungen in Deutschland.
Radow: "Stiftungen haben die Aufgabe, sich um die Anlage ihres Stiftungsvermögens zu kümmern. Dazu arbeiten sie auch mit externen Vermögensverwaltern zusammen."
Laut einer Studie von ZEB aus dem vergangenen Jahr bewegten sich die Ergebnis-Margen im deutschen Private Banking zuletzt auf einem sehr niedrigen Niveau. Vierzehn untersuchte klassische Private-Banking-Institute hätten einen starken Anstieg der verwalteten Vermögen zwischen 2013 und 2017 nicht in wachsende Erträge ummünzen können.
(Bloomberg)