Am Mittwoch nach US-Börsenschluss um 21.00 Uhr (MEZ) legen die drei Technologie-Schwergewichte Google, Meta und Microsoft die mit Spannung erwarteten Zahlen zum dritten Quartal vor, gefolgt von Amazon und Apple am Donnerstagabend ebenfalls nach US-Börsenschluss. Negative Überraschungen werden von den Marktkommentatoren nicht erwartet. Die mittelfristigen Risiken sollten Investierende aber nicht aus den Augen verlieren.
Bei Google erwarten die Investoren eine positive Entwicklung im Cloud-Bereich. Im zweiten Quartal hob das Unternehmen seine Investitionsprognose für 2025 deutlich auf 85 Milliarden Dollar an. Diese hohen Investitionen seien notwendig, um mit Hyperscalern wie Amazon und Microsoft konkurrieren zu können, so Google.
Obwohl das Kerngeschäft mit der Suchmaschine Quartal für Quartal zuverlässiges Wachstum und Cashflows verzeichnet, achten Investoren auf erste Anzeichen, wonach User zunehmend Chatbots für Suchanfragen nutzen. Der Konsens gemäss Bloomberg-Daten zeigt einen Gewinn von 2,26 Dollar pro Aktie (EPS) bei einem Umsatz von 99,85 Milliarden Dollar an.
Wie bei Google stehen die hohen KI-Investitionen von Meta im Fokus der Anlegerinnen und Anleger. Die Facebook-Mutter stützt sich auf ein dominantes Werbegeschäft, das im dritten Quartal voraussichtlich 48,6 Milliarden US-Dollar einbringen dürfte.
Für Besorgnis könnten die Aufnahme von hohen Krediten sorgen, mit denen Meta die KI-Projekte stemmen will. Vor Wochenfrist wurde ein privater Kreditvertrag über fast 30 Milliarden Dollar mit Blue Owl Capital und Pacific Investment Management für den Bau des Rechenzentrums abgeschlossen. Der Gewinn pro Aktie (EPS) für das dritte Quartal 2025 sollte gemäss Konsens bei 6,72 Dollar zu stehen kommen.
Die in Microsoft engagierten Investierenden hoffen derweil auf ein weiteres starkes Quartal im Cloud-Computing-Bereich des Softwareherstellers. Analysten schätzen, dass der Umsatz im Zeitraum bis September um 15 Prozent auf 75,6 Milliarden Dollar gestiegen ist. Die Umsätze von Azure, Microsofts viel beachteter Cloud-Sparte, dürften währungsbereinigt um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt haben.
Der weltgrösste Softwarehersteller kämpft allerdings mit Kapazitätsengpässen in seinen Rechenzentren für künstliche Intelligenz und traditionelle Cloud-Workloads. Diese könnten zu höheren Ausgaben und verzögerten Umsätzen führen. Der Gewinn pro Aktie wird bei 3,68 Dollar erwartet.
Das sagen die Optionsmärkte im Vorfeld der Zahlen
Die Konsens-Schätzungen zeigen, dass die Märkte weiter von einem soliden Wachstum bei Umsatz und Gewinn bei den drei Technologiewerten Google, Meta und Microsoft ausgehen. Die Frage, wer das Rennen um die Vorherrschaft bei der Künstlichen Intelligenz (KI) unter den «Magnificent 7» Amazon, Apple, Google, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla macht, bleibt auf absehbare Zeit offen.
Derweil gibt die Positionierung der Investoren an den Optionsmärkten konkretere Einblicke, wie sich die Ergebnisse auf die Aktienkurse auswirken könnten. Dies gilt sowohl für den Fall, dass die Unternehmen die Erwartungen übertreffen oder auf der anderen Seite verfehlen.
Die Analysten der britischen Investmentbank Barclays bewerten zum Beispiel die Meta-Aktie vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen als günstig. Unterstützt wird dies durch eine deutlich überdurchschnittliche Performance im Vergleich zum Branchenschnitt und solide Zuwächse beim Volumen grosser Werbekunden. Hinzu kommen kontinuierliche Verbesserungen des Anzeigenrankings, so die Experten von Barclays.
Dem stimmt indirekt auch Andrei Sota von der Analyseplattform Signal Sigma zu. Er hat aufgrund der Positionierung der Optionshändler die langfristigen Chancen mit den mittelfristigen Risiken verglichen. Dabei weise Meta das beste Risiko-Rendite-Verhältnis auf, während der Markt Google in Bezug auf das Aufwärtspotenzial skeptisch gegenüberstehe.
Im Durchschnitt liegt das Aufwärtspotenzial der «Magnificent 7» bei plus 21 Prozent, das Abwärtspotenzial bei minus 31 Prozent. Vielleicht ist der Markt einfach nur skeptisch, argumentiert der Experte von Signal Sigma. Auffallend sei zudem, dass kurzfristig über den nächsten Monat kein Grund zur Besorgnis bestehe. Die Risiken dürften erst in den nächsten ein bis sechs Monaten zunehmen, da das Aufwärtspotenzial eher begrenzt scheine.
Sollten die Ergebnisse für das dritte Quartal innerhalb der Erwartungen ausfallen, so können die Anlegerinnen und Anleger gelassen einer Weihnachtsrally entgegensehen. Wer im Sektor übergewichtet engagiert ist, sollte allerdings aufgrund der mittelfristigen Risiken diese Periode zu Gewinnmitnahmen nutzen und die Positionierungen auf ein neutraleres Niveau zurückführen.

