Erwartet wird ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen einem möglichen Mitte-Links-Bündnis unter der Führung der Arbeiterpartei von Ministerpräsident Jonas Gahr Störe und der rechten Opposition aus Konservativen und der einwanderungskritischen Fortschrittspartei. Jüngsten Umfragen zufolge liegt das linke Lager knapp vorn und könnte mit 87 von 169 Sitzen eine hauchdünne Mehrheit erreichen.
Eine für Norwegen ungewöhnlich grosse Rolle im Wahkampf hat die Sorge über geopolitische Spannungen gespielt, was Analysten zufolge Regierungschef Störe zugutekommen könnte: Der ehemalige Aussenminister präsentiert sich als erfahrener Krisenmanager. Die Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und der Krieg Russlands in der Ukraine haben in dem skandinavischen Land, das an Russland grenzt, für Verunsicherung gesorgt.
Störes Entscheidung, den ehemaligen Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg im Februar als Finanzminister in die Regierung zu holen, könnte ebenfalls für Unterstützung sorgen. Stoltenberg hat selbst drei Amtszeiten als Ministerpräsident Norwegens hinter sich und ist wohl der beliebteste Politiker im Land.
Dominiert wurde der Wahlkampf allerdings von innenpolitischen Themen wie der wachsenden Ungleichheit und den hohen Lebenshaltungskosten. Die Lebensmittelpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um 5,9 Prozent gestiegen. Während die Arbeiterpartei, die mit 26,5 Prozent in den Umfragen führt, für stabile Steuern eintritt, fordern ihre linken Verbündeten höhere Abgaben für Wohlhabende.
Im rechten Lager werben die Konservativen der ehemaligen Ministerpräsidentin Erna Solberg für eine Reform des öffentlichen Sektors und die Abschaffung der Vermögenssteuer. Die rechtspopulistische Fortschrittspartei, die in Umfragen mit rund 22 Prozent deutlich vor den Konservativen (14,5 Prozent) liegt, fordert Steuersenkungen und einen härteren Kurs gegen Migration und Kriminalität
Angesichts des knappen Rennens könnten die kleineren Parteien zum Zünglein an der Waage werden. Sowohl auf der linken Seite – bei den Grünen, der Sozialistischen Linken und den Kommunisten – als auch auf der rechten Seite mit den Liberalen und Christdemokraten hängt der Einzug ins Parlament von wenigen Stimmen ab. Erste Prognosen werden nach dem Schliessen der Wahllokale am Montag um 21.00 Uhr MESZ erwartet.
(Reuters)