Biontech hat im zweiten Quartal dank höherer Einnahmen aus der Covid-Impfstoffpartnerschaft mit Pfizer den Umsatz mehr als verdoppelt und den Verlust deutlich verringert. Das Mainzer Biotechunternehmen erzielte von April bis Juni einen Umsatz von 260,8 Millionen Euro, nach 128,7 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Der Nettoverlust sank auf 386,6 Millionen Euro von knapp 808 Millionen Euro vor Jahresfrist. Damals hatte unter anderem eine Rückstellung für einen Vergleich mit der US-Gesundheitsbehörde NIH in einem Patentstreit das Ergebnis belastet. Seine Jahresprognose für den Umsatz bestätigte Biontech am Montag. Das Unternehmen rechnet weiter mit deutlich steigenden Forschungsausgaben.
Ursprünglich auf Krebstherapien spezialisiert, war Biontech während der Pandemie vor allem für seinen Covid-Impfstoff bekannt. Nun rückt das Unternehmen seine Onkologieprojekte wieder stärker in den Vordergrund. «Im zweiten Quartal 2025 haben wir wesentliche Schritte gemacht, um Biontech zu einem Biotechnologieunternehmen mit mehreren zugelassenen Produkten zu entwickeln, indem wir die beiden zentralen Säulen unserer Onkologiestrategie gestärkt haben», erklärte Vorstandschef Ugur Sahin. Er verwies auf die im Juni vereinbarte milliardenschwere Partnerschaft mit dem US-Pharmakonzern Bristol Myers Squibb für das Krebsmittel BNT327 sowie auf die geplante Übernahme des Tübinger Konkurrenten CureVac. Aus dem Geschäft mit Bristol Myers erwartet Biontech im dritten Quartal eine Vorauszahlung von 1,5 Milliarden Dollar.
Im Zentrum der Strategie steht der Antikörper BNT327, für den bereits mehr als 20 Studien bei über zehn Tumorarten geplant oder gestartet sind. Noch in diesem Jahr soll zudem eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie bei einer aggressiven Form von Brustkrebs beginnen. Auch für die Behandlung von Lungenkrebs laufen bereits Studien in späten Phasen. Parallel dazu treibt Biontech seine mRNA-basierten Krebsimmuntherapien voran, für die das Unternehmen seine Technologieplattform durch die rund 1,25 Milliarden Dollar schwere CureVac-Übernahme stärken will.
Das Geschäft mit Covid-19-Impfstoffen läuft unterdessen weiter und bleibt eine Priorität. Für einen an eine neue Virusvariante angepassten Impfstoff erhielt Biontech im Juli die Zulassung in der EU. Die Auslieferung soll im August beginnen. Ein entsprechender Antrag bei der US-Arzneimittelbehörde FDA wird noch geprüft. Für 2025 rechnet Biontech unverändert mit einem Umsatz von 1,7 bis 2,2 (Vorjahr: 2,75) Milliarden Euro, dessen Grossteil in den letzten vier Monaten des Jahres erwartet wird. Das Unternehmen geht zwar von leicht sinkenden Impfquoten aus, hält aber an der Prognose fest, da Preisgestaltung und Marktanteile stabil bleiben dürften. Langfristig sollen Kombinationsimpfstoffe, etwa mit einer Grippe-Impfung, die eigenständigen Covid-Vakzine ergänzen und schrittweise ersetzen.
Die Ausgaben für Forschung und Entwicklung sollen im laufenden Jahr wie geplant deutlich auf 2,6 bis 2,8 (2024: 2,3) Milliarden Euro steigen. Die Kosten für die Entwicklung von BNT327 werden zwar künftig je zur Hälfte mit dem Partner Bristol Myers geteilt. Die dadurch freiwerdenden Mittel sollen jedoch in andere vorrangige Programme umgeschichtet werden, etwa in mRNA-basierte Krebstherapien und weitere Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), erklärte Finanzchef Ramon Zapata. Die F&E-Ausgaben dürften daher in der zweiten Jahreshälfte weiter zunehmen.
(Reuters)