Premierministerin Theresa May akzeptierte die Demission, wie ihr Büro in London in einer E-Mail am Montag mitteilte. Die Nachfolge werde in Kürze bekanntgegeben. Damit scheidet mitten in einer heiklen Phase der Verhandlungen mit der EU über den Austritt des Königreichs aus der Staatengemeinschaft ein weiteres zentrales Kabinettsmitglied aus der Regierung aus. Erst am Sonntag war Brexit-Minister David Davis wegen des Kurswechsels der Regierung bei den Austrittsgesprächen zurückgetreten.

Anlass war Davis zufolge eine von May erzielte Einigung im Kabinett, nach der die Insel nach dem Austritt teilweise in der EU-Zollunion verbleiben soll. Mit der Festlegung habe May der EU "zu einfach zu grosse" Zugeständnisse gemacht, sagte der 69-Jährige im BBC Radio. May hatte ihr Kabinett am Freitag auf dem Landsitz im englischen Chequers auf einen weichen Brexit-Kurs eingeschworen. Der Plan sieht die Schaffung einer Freihandelszone mit der EU für Güter sowie weitere enge Beziehungen zur EU vor. Zeitungsberichten zufolge stimmten einige Regierungsmitglieder erst nach langem Zögern zu - angeblich auch Johnson.

Für May kommen die Rücktritte von Johnson und Davis zur Unzeit. Die britische Regierung lag zuletzt wegen eines Dauer-Clinchs über die Brexit-Strategie über Kreuz. Durch die Uneinigkeit kamen auch die Scheidungsverhandlungen mit der Brüsseler Kommission nahezu zum Stillstand. Grossbritannien soll in knapp neun Monaten aus der EU austreten. Die Zeit für eine Vereinbarung wird knapp, da die Einigung wegen der komplizierten EU-Regeln bis Herbst stehen muss.

Das Pfund Sterling fällt nach dem Johnson-Rücktritt um 0,2 Prozent auf 1,3263 Dollar. Der überraschende Rücktritt des britischen Aussenministers Boris Johnson mache die Anleger nervös, sagten Händler. An der Londoner Börse weitete der Leitindex "Footsie" dagegen sein Plus aus und notierte bei 7655 Punkten 0,5 Prozent höher. Anleger setzten auf höhere Gewinne der Unternehmen, wenn das Pfund abwertet.

(Reuters)