Der "ProShares Bitcoin Strategy ETF" mit dem Tickersymbol BITO hat an der New Yorker Börse mit einem Kursplus von 3 Prozent debütiert. Doch gibt es auch kritische Betrachtungen, was die längerfristige Performance dieses Fonds betrifft. Dies hat mit den Eigenheiten der Termingeschäfte zu tun, auf denen der ETF basiert. 

Alles hängt vom Kursverlauf der Bitcoin-Termingeschäfte ab. Bei auf länger datieren Termingeschäften liegt der Terminkurs häufig höher als der Spotpreis. Diese Situation wird an den Warentermingeschäften als "Contango" bezeichnet.

Für Investoren ergeben sich dann so genannte Rollverluste. Fonds, die in Futures investieren, müssen ihre Vermögensbestände "rollend" weiterinvestieren, wenn die Kontrakte auslaufen. Dies kostet Gebühren, die wiederum die Rendite schmälert. Auf diese Weise bringen Termingeschäfte auf einem Basiswert letztlich weniger ein als der Basiswert selbst. Beim Bitcoin-ETF, von dem im Moment alle Welt spricht, könnte der Futures-Markt besonders bullish ausfallen, weil die Kryptowährung ja begrenzt ist. 

Deutliche Renditeunterschiede

Der "Horizon Bitcoin Front Month Rolling Futures Index" ist in den vergangenen zwei Jahren etwa auf eine Rendite von 530 Prozent gekommen. Bitcoin selber aber verbucht eine Rendite von 660 Prozent. Deswegen äussern Krypto- und Fondsexperten eine Warnung an jene, die bereit sind, sich auf den Bitcoin-Futures-ETF zu stürzen. Dazu kommt, dass die Gebührenrate von 0,95 Prozent für den ETF als relativ hoch gibt. Das Mittel für börsengehandelte Fonds in den USA beläuft sich inzwischen auf 0,71 Prozent. 

"Man bewegt sich von dem weg, was die Leute wollen, nämlich einen Anteil an Bitcoin", sagt Will Hershey, CEO des ETF-Emittenten Roundhill Investments. "Für jene mit einer Kurzfrist-Sicht von Bitcoin handelt es sich womöglich nicht um das schlechteste Produkt", so Hershey. Für jene, die Bitcoin für beispielsweise fünf Jahre zu halten gedächten, sei der ETF allerdings nicht das "optimale Konstrukt". 

Bloomberg Intelligence schätzt, dass eine Position im "Front Month", also dem Kontrakt mit dem nächsten Verfallsdatum, Anlegerinnen und Anleger 10 bis 20 Prozent Rendite kosten könnte. Finanzberater, die sich mit dem Rollkosten von Derivat-gestützten Rohstofffonds auskennen, würden daher keine grossen Kaufempfehlungen für den Bitcoin-ETF machen. 

Vergleich mit Öl-Futures-Funds nicht ganz gerechtfertigt

Die ETF-Gesellschaft Invesco liess Pläne für ein börsengehandeltes Bitcoin-Futures-Vehikel fallen, und dies kurz bevor Konkurrentin ProShares ihrerseits ihren Krypto-ETF ankündigte. Invesco will weiterhin versuchen, einen "physisch" nachzeichnenden ETF mit Digitalwährungen auflegen. Bei Gold-ETF beispielsweise ist es so, dass bei den beliebtesten Fonds Gold physisch hinterlegt ist. Dies bedeutet, dass die Anbieter im Besitz von Goldbarren sein müssen. 

Einen Vergleich ziehen viele Kritiker des neuen Bitcoin-ETF mit Öl, wo ETFs auch auf Termingeschäften basieren. Der drei Milliarden Dollar schwere "United States Oil Fund LP" handelte jahrelang auf Basis der als nächstes auslaufenden Öl-Future-Kontrakte. Der Fonds musste aber vergangenes Jahr auf länger-datierte Terminkontrakte ausweichen, als der Ölpreis im April zusammenbrach und die Terminkurse ins Negative fielen. Der Funds musste vor Tracking-Abweichungen gegenüber dem Benchmark warnen. 

Ein Grund für die Marktpanik im April 2020 war, dass Investoren sich aus den Kontrakten zurückzogen, weil in der schwierigen Marktlagen nach Beginn der Coronakrise über ihre Kontrakte in die Verlegenheit geraten wären, Öl tatsächlich beziehen zu müssen. Die meisten Investoren verfügten aber gar nicht über die Lagerungsmöglichkeiten. Bei Bitcoin stellt sich dieses Problem viel weniger, weil die Kryptowährung als digitaler Asset leicht aufzubewahren ist. 

Deswegen hält Su Zhu, Mitgründer der Anlagegesellschaft Three Arrows Capital, die Warnungen vor dem neuen Bitcoin-ETF für übertrieben. Dieser sei als Finanzprodukt "ok". 

(Bloomberg/cash)