Jim Chanos ist an der Wall Street bekannt dafür, den Energiekonzern Enron vor dem Zusammenbruch vor mehr als 20 Jahren leerverkauft zu haben. Seine neuste Wette richtet sich nun gegen das Unternehmen Coinbase, das eine Handelsplattform für Kryptowährungen betreibt. "Coinbase ist das, was wir eine Blasenaktie nennen würden", sagte der Präsident und Gründer von der Investmentfirma Kynikos Associates am Freitag in einem Interview mit Scott Wapner von CNBC.
Coinbase ging im April des letzten Jahres durch eine direkte Notierung an die Börse. Die Aktie, die an der Technologiebörse Nasdaq gelistet ist, bewegte sich seither im Gleichschritt mit der Kursentwicklung bei den Kryptowährungen. So stiess auch Coinbase wie Bitcoin oder Ether im November auf ein Rekordhoch vor. Von diesem hat sich der Titel mit einem Kursverlust von knapp 50 Prozent deutlich entfernt.
Kursentwicklung der Aktien von Coinbase seit der Kotierung im April 2021 (Quelle: cash.ch).
Ohne ins Detail zu gehen, begründete Chanos im Interview seine Short-Position damit, dass Coinbase nur "eine Geschichte ist, die Investoren verkauft" werde. Leerverkauf beziehungsweise Short-Selling ist der Verkauf eines geliehen Vermögenswertes. Verliert dieser in der Folge an Wert, kann der Handel mit einem Gewinn abgeschlossen werden.
"Es gibt viele Unternehmen in den Zukunftsbranchen, die echtes Wachstum, echte Cashflows und echte Gewinne haben, aber es gibt auch viele, die nur als Geschichte verkauft werden. Wir würden argumentieren, dass Coinbase ein Unternehmen ist, das mit einer Geschichte verkauft wird", sagte Chanos.
Gewinnrückgang bei Coinbase?
Zwar habe Coinbase eine einzigartige Position als eine der besten Krypto-Börsen, und seine Marktkapitalisierung von 40 Milliarden Dollar spreche für diesen Status. "Wir glauben im Grunde, dass Coinbase zu viel verdient, wenn man sich vergleichbare Arten von Börsen oder Handelsdienstleistungen ansieht", rechtfertigte Chanos seine Wette auf einen fallenden Coinbase-Kurs.
Der zunehmende Wettbewerb in der Kryptoindustrie bedeute, dass das Unternehmen seine Gebühren senken müsse, sagte er und fügte hinzu: "So wie es ist, wird Coinbase dieses Jahr wahrscheinlich nicht profitabel sein."
Das Unternehmen erzielte im vierten Quartal starke Ergebnisse und übertraf die Schätzungen der Analysten, prognostizierte jedoch aufgrund sinkender Krypto-Preise niedrigere Dienstleistungsumsätze im laufenden Quartal.
"Wir gehen mit noch mehr Unbekannten in das Jahr 2022, was die Prognose unseres Geschäfts noch schwieriger macht", schrieb Coinbase in einem Brief an die Aktionäre. Die Kryptobörse stellte gleichzeitig fest, dass es mit "globalem makroökonomischem Gegenwind, steigenden Zinsen, Inflation und in jüngerer Zeit geopolitischer Instabilität" konfrontiert sei zusätzlich zu einem unsicheren Ausblick für Kryptowährungen.
Coinbase ist nicht die einzige Wette, die Chanos am Laufen hat. Im Dezember sagte Chanos, dass er Short-Positionen bei der Sportwettenfirma DraftKings und der Essensliefer-App DoorDash hat. DraftKings hat seit Jahresbeginn 32 Prozent an Wert eingebüsst. Bei DoorDash summiert sich das Kursminus auf 28 Prozent.