Ether ist so etwas wie der kleine Bruder von Bitcoin. Bitcoin und Ether sind insofern verwandt, als sie auf derselben Technologie basieren. Beide virtuellen Zahlungsmittel nutzen die Blockchain-Technologie, um Transaktionen abzuwickeln.

Gleichzeitig sind die beiden Digitalwährungen aber auch Rivalen, weil sie sich gegenseitig Marktanteile streitig machen. Noch ist Ether hinter Bitcoin die Nummer zwei in Bezug auf Marktkapitalisierung. Alle sich im Umlauf befindenden Ether-Einheiten sind derzeit 18,7 Milliarden Dollar wert. Bei Bitcoin sind es etwas mehr als das Doppelte, wie Daten von coinmarketcap.com zeigen.

Aber punkto Wertzuwachs ist Ether Spitze: 3500 Prozent waren es in den ersten sechs Monaten des Jahres. Seit seiner Lancierung im August 2015 ist Ether von 2,83 Dollar auf aktuell 201 Dollar gestiegen. Ether ist Teil des Ethereum-Netzwerks, das für die Anwendung sogenannt "intelligenter Verträge" entwickelt wurde. Diese können zum Beispiel bei Zugangskontrollen oder Finanztransaktionen zum Einsatz kommen.

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Heraufgetrieben hatte den Preis für Ether – und auch für andere Kryptowährungen – das zunehmende Interesse an digitalem Geld. Dahinter steckt einerseits die Hoffnung, Ether, Bitcoin und Co. würden bald in traditionelle Anlageprodukte wie ETF integriert. Mittlerweile öffnen sich auch immer mehr Firmen und Organisationen gegenüber dem Trend.

Flucht in die digitale Welt

Andererseits nahm gerade in Ländern mit besonders hoher Behördenwillkür die Nachfrage stark zu. So wird in Venezuela auf Bitcoin als Zahlungsmittel gesetzt, um der Entwertung des Bolivar auszuweichen. Laut Recherchen von Bloomberg stieg das Bitcoin-Volumen in Venezuela zwischen Anfang Jahr und Mitte Juni von unter 400'000 auf knapp 1,3 Millionen Dollar. Auch in China ist immer wieder zu beobachten, dass die Nachfrage nach digitalem Geld zunimmt, wenn der Yuan an Wert verliert.

Im Fall von Ethereum kommt hinzu, dass die Entwickler offenbar in Kontakt mit der russischen Zentralbank stehen. Diese arbeitet an einer nationalen digitalen Währung und sucht eine entsprechende Technologie. Vitalik Buterin, das Hirn hinter Ethereum, ist ebenfalls Russe und verbringt einen Grossteil seiner Arbeitszeit in Zug.

Seit seinem Höhepunkt Anfang Juni hat Ether allerdings rund 50 Prozent seines Werts wieder verloren, wie der folgende Chart zeigt. Viele Investoren scheinen ihre Ether in "normales" Geld umgetauscht und die satten Gewinne eingestrichen zu haben. Schon in der Vergangenheit waren saftige Abstürze bei Kryptowährungen keine Ausnahme.

Für zusätzliche Volatilität sorgt derzeit ein interner Streit in der Bitcoin-Gemeinde. Zwei Lager – Entwickler und Mineure – sind unterschiedlicher Meinung, mit welcher Software in Zukunft gearbeitet werden soll. In der Szene ist bereits von einem "Bürgerkrieg" innerhalb der Community und von deren Auseinanderbrechen die Rede.

Wie geht es nun weiter? Marktbeobachter sind unterschiedlicher Meinung. Laut der US-Grossbank Morgan Stanley klettern Digitalwährungen erst dann wieder in die Höhe, wenn durch zusätzliche Regulierung mehr Akzeptanz bei Investoren entsteht. Andere Szenarien sehen den Bitcoin-Kurs, der aktuell bei 2390 Dollar steht, in fünf Jahren bis auf 55'000 Dollar steigen. Klar ist: Ob bei Ether, Ripple, Bitcoin und wie die Kryptowährungen alle heissen, ein Investment bleibt äusserst risikoreich.