In den letzten Wochen war es öfters zu hören und zu lesen: Der Bitcoin-Höhenflug wird massgeblich getrieben von der Ankündigung Facebooks, seine eigene Kryptowährung Libra zu lancieren. Und tatsächlich: Zwischen dem 18. Juni – als Facebook die Libra-Bombe platzen liess – und dem 26. Juni – als der Bitcoin sein Jahreshöchst erreichte – wuchs die Krypowährung um satte 40 Prozent an. Mit den Verlusten der letzten Wochen beträgt das Plus nur noch knapp 14 Prozent.

Bitcoin-Höhenflug schon vor Libra

Oft wird dabei vergessen, dass der Bitcoin bereits vor dem 18. Juni eine steile Rally erfuhr. Allein in den sechs Wochen vor der Libra-Anküdigung gewann die grösste Kryptowährung ganze 75 Prozent dazu, seit Januar sogar 175 Prozent. Will heissen: Der Bitcoin-Höhenflug war schon da, bevor Mark Zuckerbergs Libra-Währung in den Medien rauf und runter gespielt wurde.

Bitcoin-Kurs seit Anfang Jahr. Seit März geht es bergauf, Quelle: cash.ch

Warum genau Kryptowährungen steigen oder fallen, ist, anders als bei Aktienkursen, nicht immer vollständig nachvollziehbar. Vieles spricht aber dafür, dass der Bitcoin-Anstieg mit dem (wieder) steigenden Interesse institutioneller Anleger zu tun hat. Zudem sehen einige den Bitcoin als gute Möglichkeit, der steigenden Gefahr einer Korrektur an den Aktienmärkten zu begegnen.

Die Libra-Diskussion kann daher zwar durchaus als temporärer Push für den Bitcoin-Kurs gesehen werden, Ursprung für dessen Höhenflug war sie aber nicht.

Bitocin ist nicht Libra

Bei genauerer Betrachtung ist das auch nur logisch. Denn: Der Bitcoin unterscheidet sich in vielen Punkten von der geplanten Facebook-Währung.

Der grösste Unterschied der beiden Währungen liegt wohl in deren Wertbildung. Während sich der Preis für einen Bitcoin frei am Markt entwickelt, soll der Libra an sogenannte Fiat-Währungen gekoppelt werden, also etwa dem Dollar oder Euro. Dadurch soll die Volatilität eingeschränkt werden. Das ist wichtig, damit Libra seinen Hauptzweck erfüllen kann, nämich den Einsatz als grenzüberschreitendes Zahlungsmittel.

Zudem ist die der Libra-Währung zugrunde liegende Blockchain nicht dezentralisiert – das Hauptmerkmal des Bitcoin. Transaktionen mit dem Bitcoin werden in einer Blockchain erfasst und gespeichert. Zugriff auf dieses "Logbuch" hat theoretisch jeder, der sich die Mühe macht, Bitcoin zu schürfen. Manipuliert einer der Schürfer Eintragungen in der Blockchain, würde das sofort auffallen.

Libra wird Teil des Währungssystems

Anders bei Libra: Hier haben nur Mitglieder der Libra-Gruppe Zugang auf die Blockchain. Geklärt wird noch, ob eventuelle Aufsichtsbehörden Zugriff erhalten sollen. Zur Libra-Gruppe gehören neben Facebook Firmen wie Spotify, Paypal, Uber oder Mastercard. Die Libra-Blockchain hat also wenig mit der ursprünglichen Idee der Blockchain – die Dezentralisierung der Verwaltung – zu tun.

Damit ist der Libra, anders als der Bitcoin, keine eigene unabhängige Währung. Sinn und Zweck des Bitcoin ist, sich vom Währungssystem abzukoppeln und sich davon zu emanzipieren. Der Libra wiederum ist ganz bewusst Teil des Währungssystems, mit dem Vorteil Geld schneller grenzüberschreitend zu transferieren. Beobachter sprechen daher auch eher von einer Internetwährung oder von einem «Paypal 2.0».

Warum gründet Facebook und überhaupt den Libra? Zum einen möchte die Gruppe die Gebühren, die für Zahlungen erhoben werden, investieren und somit Erträge einfahren. Andererseits – und das scheint weitaus interessanter zu sein – dürften Zahlungen mit Libra einen wertvollen Schatz an Daten generieren, die sich die Gruppe zunutze machen kann.