Wieder einmal treiben Spekulationen den Bitcoinpreis. Und wieder einmal geht es dabei um die Lancierung eines ETF, also eines börsengehandelten Fonds, der einem Bitcoin-Index folgt. Damit soll Bitcoin einer grösseren Investorenschaft schmackhaft gemacht werden, was dessen Nachfrage erhöhen würde.

Nachdem die US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commission, SEC) einen solchen Fonds letzte Woche nicht bewilligte, sackte der Wert der bekanntesten Cyberwährung um mehrere Prozentpunkte ab. Die umtriebigen Zwillinge Cameron und Tyler Winklevoss scheiterten somit bereits zum dritten Mal mit ihrem Ansinnen, das neuartige Digitalgeld in der herkömmlichen Investment-Welt zu etablieren.

Nicht neu sind in diesem Zusammenhang auch die Kurszuckungen von Digitalwährungen: Ähnliche Diskussionen hatten im letzten Jahr dazu beigetragen, Bitcoin auf sein Allzeithoch bei 20'000 Dollar zu treiben. Nach einem massiven Kurseinbruch über die letzten Monate war Bitcoin vor dem jüngsten Negativentscheid der SEC erstmals seit längerem wieder über die Marke von 8000 Dollar geklettert.

Technisch ist es möglich

Derzeit sind noch weitere Gesuche für einen Bitcoin-ETF bei der amerikanischen SEC hängig. Je nach Quelle dürfte es im August oder im September diesbezüglich zu weiteren Entscheidungen kommen. Obwohl sich die Behörde kritisch gegenüber Manipulationsgefahr und Kursstabilität von Bitcoin geäussert hat, sind die meisten Experten der Meinung, dass es früher oder später zu einem Bitcoin-ETF kommen wird.

"Das Potenzial für ETF auf Bitcoin ist längerfristig sicherlich vorhanden", sagt Denis Bieri, der an der Hochschule Luzern zu den Themen Bitcoin und Kryptowährungen forscht. Für Philipp Sandner vom Frankfurt School Blockchain Center ist sogar klar, dass es zu einem späteren Zeitpunkt dann auch passive Produkte geben werde, die einem Korb von verschiedenen Assets folgen, also zum Beispiel Ethereum, Ripple, Litecoin und so weiter.

Die Stolpersteine auf dem Weg dazu sind denn auch nicht technischer Natur. Wie so etwas funktionieren würde, haben Forscher der Hochschule Luzern bereits demonstriert. Sie haben einen "Cryptocoin Index" konstruiert, der laufend die fünf grössten Kryptowährungen, gemessen an ihrer Marktkapitalisierung, abbildet. Die Daten dazu stammen von coinmarketcap.com, wo wiederum die Kurse mehrerer Krypto-Börsen einfliessen.

Ein ETF würde dann einem solchen Index folgen. Der Vorteil dabei: Das Klumpenrisiko einer einzigen Währung würde reduziert, die Volatilität etwas geglättet, auch wenn die Dominanz von Bitcoin immer noch deutlich ist. Derzeit sind es Bitcoin (62 Prozent), Ethereum (21), Ripple (8), Bitcoin Cash (6) und EOS (3), die den Indexverlauf bestimmen.

Quelle: avaco.ch

Da die technischen Voraussetzungen vorhanden sind, liegt es am Regulator, sein Okay zu einem Bitcoin-ETF zu geben. Die Hoffnungen ruhen derzeit vor allem auf dem sogenannten VanEck-ETF. Dieser zielt auf eine Mindestinvestition von 200'000 Dollar. Weil sich eine solche Summe eher an institutionelle Investoren richtet, könnte die SEC bei ihrer Beurteilung weniger streng sein, so die Meinung von Marktbeobachtern.

Von Spekulation getrieben

Gäbe es in den USA einen positiven Entscheid der Zulassungsbehörde, könnten weitere Länder folgen, so die Meinung von Bitcoin-Forscher Bieri. "Somit würde der Markt für Kryptowährungen und insbesondere Bitcoin weiter an Reife gewinnen." In der Vergangenheit verunsicherten Hackerangriffe auf Kryptobörsen immer wieder die Anleger. Auch die Frage, welche Währung in welchem Land wie reguliert wird, ist noch lange nicht beantwortet.

Schon seit längerem sind in der Schweiz und auch anderswo Bitcoin-Produkte handelbar. Die Bank Vontobel lancierte 2016 erstmals ein Partizipationszertifikat auf Bitcoin. Wie auch bei einem ETF ist hier der Vorteil, dass sich Anleger nicht um die IT-Administration wie Aufbewahrungsort, Passwörter und Betrüger sorgen müssen. Hierzulande befindet sich auch ein passiver Indexfonds der Fintech-Holding "Crypto Finance" im Zulassungsprozess der Finma.

Für Blockchain-Professor Philipp Sandner würde ein ETF dem Kryptomarkt zwar nicht zu mehr Stabilität verhelfen, aber zu einer "Wertsteigerung der zugrunde liegenden Assets" führen. Genau darauf spekulieren viele Krypto-Investoren, wie die Kursschwankungen der letzten Monate gezeigt haben.

Deshalb bemängeln Stimmen aus der Krypto-Szene denn auch, der Fokus liege fälschlicherweise auf Investmentvehikeln und nicht auf konkreten Anwendungen von Kryptowährungen. Dahingehend äusserte sich auch Ethereum-Gründer Vitalik Buterin auf Twitter. In der Tat ist es derzeit vor allem Spekulation, welche die Preise der meisten Coins treibt. Konkrete Anwendungen mit Digitalwährungen für eine breite Schicht von Endkunden fehlen aber bislang.