Was Elon Musk kann, kann Maren Altman auch: Kurse beeinflussen. Altman ist eine Astrologin, die ihre Sterndeutungen via Instagram (113'000 Abonnenten), Twitter (86'000 Follower), YouTube (137'000 Abonnenten) und insbesondere TikTok (über 1 Million Follower) unter die Leute bringt. Und dabei ein spezielles Interessengebiet entwickelt hat: Kryptowährungen.

Dass die New Yorkerin in der Gemeinde der Astrologen und Astrologie-Gläubigen eine so grosse Anhängerschaft hat, zumindest in den USA, verdankt sie allerdings einigen Aussagen zu wirtschaftsfremden Feldern: Sie sagte die Wahl von Joe Biden voraus (was nicht so überraschend war), ferner die Trennung von Kim Kardashian und Kanye West (was eher erstaunte). Langfristig entscheidend für ihren Ruf dürfte die Warnung werden, dass Joe Biden im Amt sterben könnte. Das liest Altman aus einer bestimmten Korrelation von Jupiter und Saturn heraus: Wenn die eintrat, starb seit Abraham Lincoln jeder Präsident oder wurde zumindest Opfer eines Attentats.

Investment 2021: TikTok, Krypto, Robinhood

Die kryptische These lautet nun: Alles hat ein Geburtsdatum, nicht nur die astrologiegläubigen Menschen, sondern auch virtuelle Währungen; also wirken die Sternenkonstellationen auch auf sie ein. Zum Beispiel wäre der Uranus für den Bitcoin – lanciert am 3. Januar 2009 – ein prägender Planet.

Bei Maren Altman treffen erstens Astrologie, zweitens neue Medien wie TikTok, drittens Kryptowährungen und viertens die wachsende Szene von «Robinhood»-Klein-Tradern zusammen. Und diese Welt ist bekanntlich stark emotional gesteuert. Die «Washington Post» wurde nun auf Altman aufmerksam, weil sie doch einige Treffer hatte. Zu Jahresbeginn sagte sie einen «Bull run» voraus, mit nachfolgenden Korrekturen, weil die Planeten Merkur und Saturn dann irgendwie im Weg stehen könnten.

Natürlich ist das alles so eine Glaubenssache: Was machte es aus, dass Maren Altman Mitte März korrekterweise für Ether einen Sprung ankündigte? – War das ihr gutes Gefühl für die Marktstimmung, war es Zufall, waren es die Sterne?

Oder wurde ihre Aussage angesichts ihrer Millionen-Fan-Basis etwa zu einer «Self-Fulfilling Prophecy»?

Wie auch immer: Für den kommenden Monat Juli erwartet Altman, dass die Bitcoin-Kurse wieder das hohe Niveau vom Mai erreichen werden (was irgendwie mit einer Überlagerung der Venus durch Jupiter zu tun hat), und das wäre schön für sie: Laut eigenen Angaben investierte die Astrologin früh in Kryptowährungen und folgt seither dem «Hodl»-Prinzip – sie hält sie also durch alle Booms und Krisen. 

Kryptodamus

Die 23-Jährige ist übrigens nicht die einzige, die Astrologie und Kryptokurse zusammenführt. Die «Washington Post» erinnert an den kalifornischen Finanzmarkt-Astrologen Robert Weinstein, der inzwischen unterm Kunstnamen «Crypto Damus» einen «Astro Crypto Report» vertreibt. Und auch im deutschen Sprachraum werden Bitcoin-Geburtstagshorososkope unters Publikum gebracht.

Natürlich kann man das als irrational, unwissenschaftlich, absurd abtun. Aber gerade bei Spekulationsobjekten ohne Substanzwert wie Bitcoin und Ether bleibt den Hobbytradern wenig anderes übrig: Sie müssen auch nach vagen Indizien schnappen, und seien sie noch so esoterisch. 

Oder wieso soll die Position von Jupiter, Uranus oder Mars ein weniger aussagekräftiger Hinweis auf die mittelfristige Kursentwicklung einer Kryptowährung sein als ein kryptischer Emoji-Tweet von Elon Musk? Oder als gewisse charttechnische Indikatoren?

Dieser Artikel erschien zuerst im Onlineangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Steuern die Sterne den Bitcoin-Kurs? Antwort: Gut möglich"