Bei Kühne+Nagel wird der Umsatz und der Gewinn im dritten Quartal 2025 unter dem Vorjahr erwartet. Schuld daran ist die Politik des US-Präsidenten Donald Trump.
Konkret erwarten die acht Analysten, die zum AWP-Konsens beigetragen haben, einen Nettoumsatz von 5,957 Milliarden Franken im Vergleich zur Vorjahresperiode von 6,487 Milliarden Franken. Der Rohertrag schätzen sie auf 2,099 Milliarden Franken (2,187 Milliarden Franken) und den operativen Gewinn (EBIT) auf 306 Millionen Franken. Im Vorjahr waren es noch 455 Millionen Franken. Die Konversionsrate dürfte von 20,8 Prozent auf 14,5 Prozent zusammengebrochen sein.
Was steht im Fokus?
Kühne+Nagel ist ein Spielball der handelspolitischen Kontroversen, direkt und indirekt. Direkt haben die Zölle von US-Präsident Trump Folgen auf die Handelsvolumina, indirekt wirken sich Trumps Aussagen auch auf die für Kühne+Nagel wichtige US-Währung aus. Beides dürfte im dritten Quartal negativ auf die Kennzahlen des Logistikers durchgeschlagen haben. Die Weltwirtschaft kommt nicht auf Touren, und die Vorzieheffekte in Erwartung höherer Zölle dürften allmählich zum Erliegen gekommen sein. Ausserdem schwächelte die US-Währung zur Konzern-Währung Franken.
Was erwarten die Analysten konkret?
Summa Summarum dürfte dies laut Analysten nicht zuletzt wegen der markant gesunkenen Frachtraten zu einem Umsatzrückgang geführt haben. Und auch beim Gewinn werden Werte deutlich unter Vorjahr erwartet. Die für das Unternehmen wichtige Konversionsrate, die das Verhältnis von EBIT zum sogenannten Rohertrag (um volatile Frachtraten bereinigter Umsatz) beschreibt, dürfte ebenfalls klar zurückgegangen sein - besonders ausgeprägt in der Seefracht.
Was ist sonst noch zu beachten?
Wie der Analyst der ZKB betont, könnte Kühne+Nagel auf der anderen Seite von der DB-Schenker-Fusion profitiert haben - weil der Fusionskonzern mit sich selber beschäftigt ist. Die konkreten Folgen blieben jedoch abzuwarten, so der zuständige Experte.
Welches sind die Ziele des Unternehmens für 2025?
Nach dem zweiten Quartal hat das Unternehmen das Ziel für den Jahres-EBIT wegen der negativen Währungseffekte auf 1,45 bis 1,65 Milliarden Franken gesenkt (vorher: 1,50-1,75 Mrd). Im Vorjahr war ein Wert von 1,67 Milliarden erzielt worden.
Sind diese Ziele auf dem Prüfstand?
Ja. Einzelne Experten gehen von einer weiteren Senkung aus. Denn es fehle wohl auch im vierten Quartal der Rückenwind, um noch auf das untere Ende der bisherigen Bandbreite zu kommen.
Was sind die Mittelfristziele des Unternehmens?
Seit gut rund einem halben Jahr gibt es neue Mittelfristziele: Konkret peilt das Unternehmen bis 2030 ein Wachstum des 1,5-fachen der globalen BIP-Wachstumsrate an. Damit will der Konzern die Konkurrenz überflügeln und Marktanteile gewinnen. Das bisherige Hauptziel des Unternehmens, das den Fokus auf die Profitabilität legte, wurde damals aufgegeben (Konversionsrate 25 bis 30 Prozent).
Ein Margenziel gibt es allerdings nach wie vor für die einzelnen Geschäftsfelder. So soll die kombinierte Rate in der See- und Luftfracht bis 2030 bei rund 35 Prozent zu liegen kommen. In den beiden kleineren Geschäftsbereichen Landverkehr und Kontraktlogistik werden stabile Werte erwartet. 2024 wurden rund 8 und 6 Prozent erreicht.
Was macht die Aktie?
Mit einem Minus von rund 25 Prozent seit Anfang Jahr gehören die Kühne+Nagel-Aktien zu den schwächsten Blue Chips. Der SMI hat im selben Zeitraum um knapp 9 Prozent zugelegt. Bereits letztes Jahr entwickelten sich die Titel unterdurchschnittlich.
Experten sind deshalb vorsichtig: Zehn Analysten raten zum Halten, während sechs eine Kaufempfehlung und fünf eine Verkaufsempfehlung aussprechen. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 180,70 Franken. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von rund 16 Prozent.
(AWP/cash)