"Die Frage übermässiger Größe stellt sich nicht", sagte Ermotti in einem am Samstag veröffentlichten Interview der italienischen Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore". Selbst mit der Kombination von UBS und Credit Suisse sei nach internationalen Massstäben mit Blick auf die Grösse noch nicht die Spitze erreicht.

Ermotti betonte, die UBS sei mit ihren Geschäftsfeldern gut aufgestellt. "Und unsere grössere kritische Masse wird uns auf globaler Ebene sicher einen weiteren Vorteil bringen."

Ermotti stellte fest, dass "die neue UBS, die aus dem Zusammenschluss mit der Credit Suisse hervorgeht, allein auf dem Schweizer Markt keine grösseren Anteile haben wird als die Kantonalbanken und die Raiffeisen-Gruppe."

Einzig bei der Kreditvergabe an multinationale Unternehmen kämen die anderen Schweizer Banken nicht an die Position der "neuen" UBS heran. "Aber in diesem Segment werden wir Konkurrenz von ausländischen Banken bekommen."

Ermotti machte zudem klar, dass die kombinierte Bank an der erfolgreichen UBS-Strategie festhalten werde. "Ich bleibe dabei, dass das Modell dasjenige der heutigen UBS sein sollte". Zu den Kernmerkmalen zählten eine zentrale Rolle für das Vermögensverwaltungsgeschäft und die Begrenzung des Investmentbanking und der damit verbundenen Risiken.

Ermotti war schon von 2011 bis 2020 Chef der UBS

Mit Blick auf die Liquidität und Garantien in Höhe von fast 260 Milliarden Franken durch den Bund und die Nationalbank erinnert Ermotti an die mit der Transaktion verbundenen Risiken. "Wenn man den gesamten Rahmen der Übernahme betrachtet, dann denke ich, kann man sagen, dass die Garantien der SNB und des Bundes angemessen sind", sagte Ermotti.

Ermotti, zuletzt Präsident des Rückversicherers Swiss Re, übernimmt am 5. April wieder das Ruder bei UBS. Der Tessiner war schon von 2011 bis 2020 Chef der Bank und kehrt nun mitten in der Mega-Übernahme der Credit Suisse zur UBS zurück. Mit der risikobehafteten Zusammenführung der beiden weltweit systemrelevanten Institute mit insgesamt rund 120'000 Mitarbeitern steht der gelernte Investmentbanker vor einer Herkulesaufgabe.

Die Credit Suisse war Mitte März als Folge einer Vertrauenskrise an den Rand der Zahlungsunfähigkeit geraten. Der Bundesrat und die Regulierungsbehören hatten die UBS vor rund zwei Wochen dazu gedrängt, das Traditionshaus praktisch über Nacht zu schlucken. Für die Übernahme griff die Regierung auf Notrecht zurück.

In der Schweiz fielen die Reaktionen überwiegend negativ aus. Politiker und die breite Öffentlichkeit befürchten, dass der Wettbewerb mit nur noch einer Grossbank leiden und dass die Schweiz den neuen Giganten UBS im Notfall kaum mehr retten könnte. Zuletzt beurteilten einer Umfrage zufolge auch Wirtschaftswissenschaftler die Notübernahme mehrheitlich skeptisch.

(Reuters/AWP)