Kostas Bintas, einer der bekanntesten Kupferbullen und ehemaliger Trafigura-Händler, prognostiziert erneut neue Preisrekorde, da wegen US-Präsident Donald Trumps Androhung von Zöllen die globalen Kupfer-Lagerbestände leergeräumt würden. Das werde zu einem noch nie dagewesenen Aufwärtsdruck bei den Kupferpreisen führen.

Als Leiter Metallhandel beim Energie- und Rohwarenhändler Mercuria prognostiziert Bintas einen Anstieg des Kupferpreises auf neue Rekordhöhen, die bis zu einem Drittel über den aktuellen Niveaus von 9'800 Dollar pro Tonne liegen.

Die enormen Metallmengen, die in die USA fliessen, werden den Rest der Welt - und vor allem den grössten Verbraucher China - in eine gefährliche Knappheit versetzen, sagte Bintas in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg. «Wir glauben, dass auf dem Kupfermarkt etwas Aussergewöhnliches passiert», sagte er. «Ist es unvernünftig, einen Kupferpreis von 12'000 oder 13'000 Dollar zu erwarten? Ich kann das kaum beziffern, denn so etwas ist noch nie passiert.»

Bullenmarkt nach Corona blieb hinter Erwartungen zurück

Der Mercuria-Experte gehörte zu den ersten einer wachsenden Zahl von Händlern und Investoren, die im Zuge der Coronavirus-Pandemie einen mehrjährigen Bullenmarkt für Kupfer vorhersagten und die steigende Nachfrage nach Elektrifizierung das Angebotswachstum übertreffen würde.

Bei Mercuria hat sich Bintas mit einem weiteren erfolgreichen Kupferbullen zusammengetan: dem ehemaligen Metallstrategen von Goldman Sachs, Nick Snowdon, der vor etwa einem Jahr Durchschnittspreise von 15'000 Dollar pro Tonne im Jahr 2025 prognostizierte.

Dennoch wurden Kupferbullen mehrfach enttäuscht, zuletzt im vergangenen Jahr, als die Preise auf ein Rekordhoch von über 11'000 Dollar pro Tonne stiegen, nur um dann wieder zu schwächeln, da sich chinesische Käufer vom Markt zurückzogen. 

Bieterwettbewerb zwischen USA und China

Nun haben die durch Trumps Drohung mit Kupferzöllen verursachten Verwerfungen die Marktdynamik verändert. «Was die Margen pro Tonne angeht, habe ich noch nie eine bessere Handelsmöglichkeit gesehen», sagte Bintas.

Die Verlagerung von Lagerbeständen in die USA bedeute, dass der chinesische Kupfermarkt mit unzureichenden Lagerbeständen zurückbleibe. Chinesische Käufer - die mehr als die Hälfte der weltweiten Nachfrage decken - werden gezwungen sein, mit dem US-Markt zu konkurrieren. Gleichzeitig sind die grossen Mengen an Kupferschrott, die normalerweise aus den USA abfliessen, praktisch versiegt.

«China war in der Vergangenheit erfolgreich darin, hohe Preise abzulehnen», erläutert der Mercuria-Experte. Dies sei das erste Mal in der jüngeren Geschichte, dass ein anderer Markt dem chinesischen Markt Tonnen wegnimmt. Deshalb sei dies Neuland.

Mercuria schätzt, dass etwa 500'000 Tonnen Kupfer in die USA gehen, wovon der Grossteil bereits unterwegs ist. Im Vergleich dazu betragen die normalen monatlichen Importe etwa 70'000 Tonnen. Händler verschiffen Metall, um opportunistisch von den grossen Preisunterschieden zu profitieren, und ziehen bereits geplante Lieferungen vor, um den Zoll zu passieren, bevor mögliche Zölle erhoben werden.

Mercuria selbst hat 85'000 bis 90'000 Tonnen auf dem Weg in die USA. Diverse Nachrichtenagenturen berichteten zuvor, einige Händler hätten Lieferungen von asiatischen Kunden in die USA umgeleitet. Investmentfonds haben ihre Netto-Bullenpositionen in Kupfer an der London Metal Exchange (LME) laut Börsendaten auf den höchsten Stand seit letztem Mai erhöht. David Lilley, Geschäftsführer des Hedgefonds Drakewood Capital Management, prognostiziert, dass die Nachfrage nach Kupfer in die USA chinesische Käufer mit einem deutlich aggressiveren Wettbewerb um das Metall konfrontieren werde.

Die weltweiten Kupferpreise sind bereits stark gestiegen. Die LME-Referenzpreise stiegen in diesem Jahr um 12 Prozent auf 9'855 Dollar pro Tonne am Montagnachmittag. Die US-Futurespreise nähern sich an der Rohwarenbörse in Chicago einem Rekordhoch, aufgebläht durch die Zolldrohungen.

(Bloomberg/cash)