Die Abspaltung von Alcon vom ehemaligen Mutterhaus Novartis ist mit Blick auf den Börsenkurs ein voller Erfolg. Etwas mehr als vier Monate nach dem Börsendebüt liegt die Aktie des in der Augenheilkunde tätigen Unternehmens nur unwesentlich unter dem Rekordhoch von Mitte Mai bei knapp 64 Franken.

Doch wie die Zweitquartalszahlen vom Dienstagabend zeigen, läuft es operativ nicht ganz so rund, wie der Aktienkurs vermuteten liesse. Sowohl beim Umsatz als auch beim operativen Kerngewinn (EBIT) verfehlt die ehemalige Novartis-Tochter die jeweiligen Analystenschätzungen. Gleichzeitig resultiert ein operativer Verlust.

Margenrückgang im zweiten Quartal

An der Börse wird die Alcon-Aktie zur Stunde denn auch mit einem Minus von 1,4 auf 59,75 Franken "abgestraft". 

J.P. Morgan gewinnt dem vorliegenden Zahlenkranz allerdings nicht nur negative Aspekte ab. Die US-Investmentbank begrüsst, dass sich das Umsatzwachstum in Lokalwährungen gegenüber dem vorangegangenen ersten Quartal auf 5 Prozent beschleunigt hat. Das deckt sich aber wiederum mit den Erwartungen. Negativ streicht J.P. Morgan hingegen den Rückgang der operativen Marge (EBIT) um 100 Basispunkte hervor.

Obwohl die US-Investmentbank unter anderem saisonale Aspekte für den Margenrückgang verantwortlich macht, erachtet sie die diesbezüglichen Erwartungen als verfehlt. Das Anlageurteil für die Alcon-Aktie lautet "Neutral", das Kursziel wird weiterhin mit 55 Franken angegeben.

Wie Morgan Stanley schreibt, fällt die Umsatzentwicklung im zweiten Quartal sogar etwas besser als erwartet aus. Anders als J.P. Morgan findet die US-Investmentbank Gefallen an der Absatzbelebung im Geschäft mit Kontaktlinsen. Nach einem überraschend schwachen ersten Quartal scheint Alcon in diesem Geschäftsbereich wieder in die Spur zu kommen. Morgan Stanley empfiehlt die Aktie wie bis anhin mit "Overweight" und einem Kursziel von 71 Dollar zum Kauf.

Kurs der Aktie nimmt einen makellosen Turnaround vorweg

Bei der Zürcher Kantonalbank erklärt man sich das etwas schwächer als erwartet ausgefallene operative Ergebnis einerseits mit höheren Separierungskosten, andererseits aber auch mit einer deutlich höheren Steuerbelastung. Die Zürcher Kantonalbank hält an der "Marktgewichten" lautenden Aktieneinschätzung fest. Goldman Sachs macht hingegen höhere Vorabinvestitionen für das eher durchwachsene operative Ergebnis verantwortlich. An der Kaufempfehlung sowie am 12-Monats-Kursziel von 65 Franken hält die US-Investmentbank aber fest.

Wie aus dem hiesigen Berufshandel verlautet, hat sich die Aktienkursentwicklung bei Alcon vom Tagesgeschäft nach oben abgekoppelt. Die Aktie der ehemaligen Novartis-Sparte weise auf den nächstjährigen Erwartungen ein hohes Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 30 auf.

Damit nehme der Kurs der Aktie einen makellosen Turnaround vorweg. Dies lässt aber auch keine Enttäuschungen zu. Angesichts der guten Investorennachfrage nach konjunkturunabhängigen Aktien aus dem Gesundheitsbereich rechnen Beobachter aber eher mit einem schleichenden Kurszerfall.