150'000 Franken für ein Plüschtier auf einer Auktion - auf den ersten Blick etwas bizarr, aber die sogenannten Labubus sind weltweit gefragt. Eigentlich kosten sie um die 25 Franken, seltene Stücke weitaus mehr.

Was als Figur für eine Kinderbuchserie geschaffen wurde, ist mittlerweile ein globaler Hype und gar Stars wie Rihanna oder David Beckham tragen die Plüschtiere mit grimmigen Gesichtern an ihren Taschen. Alleine auf eBay suchten Nutzer weltweit im Mai mehr als 450-mal pro Stunde in der Kategorie Sammlerstücke nach «Labubu», wie Bloomberg berichtet.

Der Erfinder, Kasing Lung, arbeitet nun schon einige Jahre mit dem chinesischen Unternehmen Pop Mart zusammen. Dieses hat inzwischen mehr als 400 Concept-Stores und verkauft die Labubus in Überraschungsboxen, wodurch der Käufer nicht weiss, welches Labubu sich darin befindet - ein zusätzlicher Anreiz. 

Der Hype bescherte dem Unternehmen und dem Gründer Wang Ning Milliardenumsätze. Das Vermögen von Ning wurde dieses Jahr dem Bloomberg-Billionaires-Index zufolge um 243 Prozent auf 26,2 Milliarden Dollar katapultiert. Er ist damit der drittreichste Mensch unter 40 weltweit. Der Umsatz von Pop Mart legte in der ersten Hälfte des Jahres 2025 um 748 Prozent im Vergleich zum gesamten Jahr 2024  im ersten Halbjahr 204,4 Prozent zu. 

Aufgrund des Erfolgs, plane man nun die Expansion in den Nahen Osten, nach Mitteleuropa sowie nach Mittel- und Südamerika. Die Einnahmen aus dem Ausland stiegen in der ersten Jahreshälfte um 440 Prozent, und bis Ende 2025 sollen zusätzlich zu den derzeit 140 Filialen mindestens 60 weitere Shops ausserhalb Chinas eröffnet werden. Das Ziel: Pop Mart will sich als chinesisches Popkultur-Unternehmen etablieren und es mit dem amerikanischen und europäischen Mainstream aufnehmen.

Vom Boom profitiert auch der Aktienkurs. Der Wert der Aktie hat sich in diesem Jahr verdreifacht. Auch letztes Jahr legten die Titel um 570 Prozent zu - seit dem Börsengang im Dezember 2020 sind es 318 Prozent. Die Marktkapitalisierung beträgt aktuell rund 55 Milliarden Dollar. Derzeit empfehlen 40 Analysten die Titel zum Kauf. Es liegen zudem zwei «Halten»- und eine Verkaufsempfehlung vor. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 364,19 HKD, was weiteres Aufwärtspotenzial gegenüber dem aktuellen Kursniveau von 322 HKD impliziert.

Hält der Trend an?

Aber ist Pop Mart tatsächlich Chinas Variante zu Giganten wie Walt Disney oder nur eine vorübergehende Modeerscheinung? Derzeit gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Labubu-Hype nachlässt. Allerdings brachen die Transaktionen auf Alibabas Taobao, wo Pop-Mart-Spielzeuge mehr als 98 Prozent des Umsatzes ausmachen, im Juli gegenüber dem Vormonat um fast 70 Prozent ein, wie Daten des Analyseunternehmens Hangzhou Zhiyi Technology zeigen.

Einige Analysten sehen Parallelen zur Beanie-Babies-Manie der 1990er Jahre, als die Plüschtiere enorme Summen erzielten — bevor ihr Markt zusammenbrach. «Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass es genauso laufen wird wie bei den Beanie Babies, aber vielleicht noch schneller, da Informationen im Internet natürlich schneller verbreitet werden», sagte Christophe Spaenjers, Finanzprofessor an der University of Colorado Boulder. «Es wird wahrscheinlich eine Handvoll geben, die einen gewissen Wert behalten werden, aber die meisten von ihnen sind in Bezug auf Marktwert und Wiederverkaufswert wertlos.»

Andere verweisen auf die schwache narrative Tiefe von Pop Mart. Im Gegensatz zu Disney oder der japanischen Franchise Pokémon fehlt Labubu eine ausgeklügelte Hintergrundgeschichte oder Fortführungen in den Medien. «Pokémon hat Fernsehsendungen, Filme, Geschäfte, Plüschtiere und eine ganze Reihe anderer Dinge», sagte Gemma Dale, Leiterin Investor Behavior bei der Online-Investmentplattform nabtrade der National Australia Bank. «All das hat im Laufe der Zeit zum Hype beigetragen. Labubu auf dieses Niveau zu bringen, wird eine unglaubliche Herausforderung sein.»

Dennoch hat sich der Markt für Sammler-Spielzeug bereits in der Vergangenheit als widerstandsfähig erwiesen — von einigen Barbie-Figuren von Mattel bis hin zu limitierten Topps-Baseballkarten und Star-Wars-Spielzeugen. Ausserdem unterscheiden sich Labubus von früheren Spielzeug-Trends. Sie bekommen weltweite Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, fördern Wiederholungskäufe durch ihre Blindbox-Verpackung und ziehen eine investitionsfreudige Generation an, die Meme-Aktien kennt.

Die Einführung des neuen Mini-Labubu könnte ebenfalls ein kurzfristiger Wachstumsmotor sein. Als CEO Wang letzte Woche diese neue Version von Labubu ankündigte, erreichten die Pop-Mart-Aktien einen Rekordwert.

(Cash, mit Agenturmaterial von Bloomberg)