Lafarge habe ein «systemisches Vorgehen» an den Tag gelegt, hiess es zu Beginn der Schlussanträge am Dienstag. Das Unternehmen steht seit rund einem Monat wegen Terrorismusfinanzierung und Verstössen gegen internationale Sanktionen in den Jahren 2012 bis 2014 vor Gericht, gemeinsam mit acht ehemaligen Führungskräften.

«Lafarge stand im Zentrum des globalen Dschihad», sagte eine Vertreterin der Staatsanwaltschaft zu Beginn der Plädoyers. Dem Konzern wird vorgeworfen, über seine damalige syrische Tochter Lafarge Cement Syria mehrere Millionen Euro an dschihadistische Gruppen gezahlt zu haben, darunter an den sogenannten Islamischen Staat (IS) und die Al-Nusra-Front. Ziel sei gewesen, während des syrischen Bürgerkriegs den Betrieb eines Zementwerks in Jalabiya im Norden des Landes aufrechtzuerhalten.

Nach Darstellung der Anklage floss das Geld zwischen 2012 und 2014 an bewaffnete Gruppen, obwohl der IS bereits damals international als Terrororganisation bekannt gewesen sei. Andere multinationale Unternehmen hatten Syrien zu diesem Zeitpunkt längst verlassen. Lafarge stellte den Betrieb erst im September 2014 ein, als der IS die Kontrolle über das Werk übernahm.

Anklage: Geld für den IS

Die Staatsanwältin betonte den menschlichen Preis dieser Strategie und verwies auf Aussagen ehemaliger Mitarbeiter, die von Angst an Checkpoints, Entführungen und Explosionen in Werksnähe berichteten. «Lafarge zahlte dem IS», hielt sie fest. Die Vorwürfe seien nur durch das Handeln verantwortlicher Führungskräfte möglich gewesen; eine «unternehmerische Immunität» gebe es nicht.

Die Angeklagten hatten zuvor erklärt, sie seien von den verschiedenen bewaffneten Gruppierungen, die das Werk umzingelt hätten, «erpresst» worden und hätten nachgegeben, weil sie davon ausgegangen seien, dass die Situation nicht so lange anhalten würde.

Ausgelöst worden war das Verfahren durch Anzeigen der NGOs Sherpa und ECCHR nach Medienrecherchen im Jahr 2016. Neben dem Unternehmen sind unter anderem frühere Manager sowie syrische Vermittler angeklagt. Der Prozess soll klären, ob Lafarge aus kommerziellem Interesse bewusst Terrorismus finanziert hat. Als Nächstes sind die Verteidiger an der Reihe. Ein Urteil wird im kommenden Jahr erwartet.

Das Unternehmen, das in den USA im Rahmen eines Schuldbekenntnisses bereits einer Strafzahlung von 778 Millionen Dollar zugestimmt hatte, droht in Frankreich wegen Terrorismusfinanzierung eine Geldstrafe von bis zu 1,125 Millionen Euro.

(AWP)