"Europa befindet sich nicht in einer Rezession", sagte Lagarde am Mittwoch bei einer Veranstaltung in Washington. Zum Beispiel "hatten wir noch nie eine so positive Beschäftigungssituation", so die oberste Währungshüterin der Union.

Ihre Einschätzung beisst sich freilich mit der von Wirtschaftsexperten. Laut einer von Bloomberg durchgeführten Umfrage unter Ökonomen wird die Eurozone sowohl im laufenden Quartal als auch in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 schrumpfen. Die Bundesregierung erwartet eine Schrumpfung der deutschen Wirtschaft im nächsten Jahr.

Löhne, die von den Zentralbankern genau beobachtet werden, haben nach Lagardes Worten bisher keine sogenannten Zweitrundeneffekte ausgelöst, die eine erhöhte Inflation noch länger verfestigen könnten.

Die Bundesregierung prognostiziert, dass die Energiekrise im nächsten Jahr wahrscheinlich zum dritten Mal seit der Finanzkrise einen Rückgang der Wirtschaftsleistung bedingen wird, nämlich um 0,4 Prozent.

Das niederländische EZB-Ratsmitglied Klaas Knot hatte zuvor auf Bloomberg TV erklärt, dass die EZB mindestens zwei weitere "deutliche" Zinserhöhungen benötige, um ein Niveau zu erreichen, das die Wirtschaft weder bremst noch ankurbelt. Einige Zentralbanker haben signalisiert, dass sie beim Ratstreffen am 27. Oktober eine erneute Zinsanhebung um 75 Basispunkte befürworten würden.

Lagarde zufolge sind Zinserhöhungen derzeit das wirksamste Instrument der EZB. Sie bestätigte jedoch auch, dass die Diskussionen über eine Reduzierung der Bilanz der Zentralbank begonnen haben und fortgesetzt werden.

(Bloomberg)