Der Rückzug der Inflation im Euroraum wird sich aus Sicht von EZB-Präsidentin Christine Lagarde voraussichtlich fortsetzen. Der Prozess der abebbenden Teuerung habe sich auf alle Komponenten der Inflation ausgedehnt, erklärte Lagarde am Freitag im Zuge der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington. «Es wird erwartet, dass sich dieser Disinflationsprozess fortsetzt.» Dies gelte insbesondere dann, sobald sich das Produktivitätswachstum in der 20-Länder-Gemeinschaft erhole und den Anstieg der Löhne bremse.

Die Risiken für den Inflationsausblick sind aus Sicht von Lagarde zweiseitig. So könnten erhöhte geopolitische Spannungen, ein stärkeres Lohnwachstum oder Gewinnmargen der Unternehmen, die widerstandsfähiger ausfallen als erwartet, die Inflation antreiben. Auf der anderen Seite könnte die Inflation mehr gedrückt werden, sollte die Geldpolitik die Nachfrage mehr bremsen als vorausgesagt. Auch eine unerwartete Eintrübung der Konjunktur im Rest der Welt könne dies bewirken.

Lagarde bekräftigte zudem, dass die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen senken könne, falls sie ihre Kriterien zur Inflationsentwicklung als erfüllt bewerte. Zugleich lege sich der EZB-Rat nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest. Viele Währungshüter hatten zuletzt signalisiert, dass die EZB womöglich im Juni erstmals wieder die Zinsen senken könnte. 

(Reuters)