"Und wir werden alles tun, was nötig ist, um die Inflation auf zwei Prozent zurückzubringen", sagte die Französin der spanischen Mediengruppe Vocento in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Sie bekräftige ihr Signal, die Zinsen Mitte des Monats um einen halben Prozentpunkt zu erhöhen. Dies sei "sehr, sehr wahrscheinlich". Zuletzt war die Teuerungsrate nur minimal auf 8,5 Prozent gesunken. Zugleich bereitet die sogenannte Kernrate der EZB Sorgen, aus der die schwankungsanfälligen Preise für Lebensmittel und Energie herausfallen, womit der Blick auf die zugrundeliegende Inflation frei wird.
Diese legte im Februar den dritten Monat in Folge zu - auf ein Allzeithoch von nunmehr 5,6 Prozent. "Kurzfristig wird die Kerninflation hoch sein", warnte Lagarde. Der an den Finanzmärkten massgebliche Einlagensatz der EZB liegt derzeit noch bei 2,50 Prozent. Die EZB-Chefin hatte einen Zinsschritt in Höhe von 0,5 Prozentpunkten für die Sitzung am 16. März bereits signalisiert und sieht sich durch die Inflationsentwicklung nunmehr in dem Vorhaben bestätigt. Bundesbankchef Joachim Nagel und weitere EZB-Führungsmitglieder haben weitere Zinsschritte nach oben auch für die Zeit nach der März-Sitzung nicht ausgeschlossen, um die Inflation dem EZB-Ziel von zwei Prozent weiter anzunähern.
Kerninflation «zäher»
Lagarde liess in dem Interview offen, wie weit die EZB den Zins noch nach oben treiben wird: Die Zentralbank habe im Kampf gegen die Inflation noch mehr Arbeit vor sich und könne den Sieg noch nicht ausrufen, auch wenn Fortschritte zu verzeichnen seien. "Meine Hauptsorge gilt der Inflation", betonte die oberste Währungshüterin der Euro-Zone und fügte hinzu: "Wir möchten nicht die Wirtschaft abwürgen. Das ist nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, die Inflation zu bändigen." Sie sei optimistisch, dass der Preisdruck im Laufe des Jahres nachlassen werde. Doch die Kerninflation werde sich auf kurze Sicht als "zäher" erweisen. Zugleich erwarte sie, dass sich die Wachstumsaussichten nach der Stagnation Ende 2022 aufhellten.
Die Notenbank wird auf der Sitzung Mitte des Monats neue Projektionen zu Wachstum und Inflation vorlegen. Im Dezember hatten ihre Volkswirte für 2023 einen Anstieg der Wirtschaftsleistung im Euroraum um 0,5 Prozent veranschlagt und für 2024 von 1,9 Prozent. Zugleich rechneten sie mit einem auf Jahre hinaus erhöhten Preisdruck: 2023 soll die Inflationsrate demnach bei 6,3 Prozent liegen und 2024 den Schätzungen zufolge bei 3,4 Prozent.
(Reuters)
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"Meine Hauptsorge gilt der Inflation", betonte die oberste Währungshüterin der Euro-Zone und fügte hinzu: "Wir möchten nicht die Wirtschaft abwürgen. Das ist nicht unser Ziel. Unser Ziel ist es, die Inflation zu bändigen."
Als Lokführer soll man rund um die Uhr ausgeruht, sicher und angstfrei seinen Dienst verrichten.
Bei Verfehlungen des Bahnsteigs, Vorbeifahrt an Haltsignalen oder Entgleisungen wird man abgelöst.
Hier erklärt ein Laie warum sie den Zug nicht mehr zum Halten bringen kann nachdem sie ihn unkundig in Bewegung gesetzt hat und der Zug immer noch unkontrolliert weiter beschleunigt.
"It is a sobering fact that the prominence of central banks in this century has coincided with a general tendency towards more inflation, not less. If the overriding objective is price stability, we did better with the nineteenth-century gold standard and passive central banks, with currency boards, or even with 'free banking.' The truly unique power of a central bank, after all, is the power to create money, and ultimately the power to create is the power to destroy."
"Es ist eine ernüchternde Tatsache, dass die Bedeutung der Zentralbanken in diesem Jahrhundert mit einer allgemeinen Tendenz zu mehr Inflation zusammenfiel, nicht zu weniger. Wenn das übergeordnete Ziel Preisstabilität ist, haben wir mit dem Goldstandard des 19. Jahrhunderts und passiven Zentralbanken, mit Currency Boards oder sogar mit „freiem Bankwesen“ besser abgeschnitten. Die wirklich einzigartige Macht einer Zentralbank ist schließlich die Macht, Geld zu schaffen, und letztendlich ist die Macht zu schaffen, die Macht zu zerstören."
Paul Adolph Volcker jr.
Wie können sich die Notenbanken befreien? - "Ich wünschte, dass sie vor fünf oder mehr Jahren im Kollektiv zu den Regierungen gesagt hätten: «Ihr verlangt, was wir gar nicht können.» Im Wesentlichen besteht ein Insolvenzproblem, die Schulden sind zu hoch. Das können Zentralbanken nicht bewältigen, ausser, sie fachen die Inflation an, um den Realwert der Schulden zu verkleinern. Zentralbanken können Illiquidität bereinigen, aber nicht Insolvenz. Das hätten sie schon vor Jahren sagen müssen."
William White: «Notenbanken können nicht zurück»Wir befinden uns auf völlig unbekanntem Territorium», sagt der ehemalige Chefökonom der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel. Wohin die unkonventionelle Geldpolitik führt, wisse niemand.
"... ausser, sie fachen die Inflation an, um den Realwert der Schulden zu verkleinern."
"Sehen Sie, es ist wie das Heilige Römische Reich: Es existierte tausend Jahre lang, die Leute sprachen darüber, aber es war macht- und bedeutungslos. Wir können sagen, dass die Zentralbanken unabhängig sind, aber die ganze Macht liegt bei der Regierung. Andy Haldane, der scheidende Chefökonom der Bank of England, schrieb in seinem Rücktrittsbrief, dass die Bank nach dem Zweiten Weltkrieg jahrelang ein Think Tank war und die Regierung die Zinssätze festlegte. Dazu können wir zurückkehren."
Aber kurzfristig könnten die Zentralbanken doch einen Tapering-Schock an den Märkten provozieren?
"Um es mit Churchill zu sagen: Wenn du keine Macht mehr hast, dann rede so, als ob du sie hättest, und manchmal funktioniert das eine gewisse Zeit. Das ist, was sie tun werden. Sie werden reden. Dieses Reden kann auf kurze Sicht durchaus effektiv sein. Aber am Ende ist es wie im letzten Kapitel des Zauberers von Oz, wenn sie entdecken, dass der mächtige Zauberer nur ein winzig kleiner Mann hinter einem Vorhang ist, der eine Orgel spielt. Die Zentralbanken werden reden, um die Tatsache zu kaschieren, dass sie keine Macht mehr haben. Das funktioniert, bis es nicht mehr funktioniert."
Russell Napier: «Wir treten in eine Zeit der finanziellen Repression ein»
Der Marktstratege Russell Napier spricht im Interview über seine These, weshalb die kommenden Jahre von strukturell steigender Inflation geprägt sein werden – und was das für Anleger bedeutet.