Die Konsumentenpreise stiegen im Mai nur noch um 4,0 nach 4,9 Prozent im April, wie das Arbeitsministerium am Dienstag in Washington mitteilte. Ökonomen hatten 4,1 Prozent erwartet. In ersten Reaktionen hiess es dazu von Expertenseite:
DIRK CHLENCH, LBBW:
"Ein Rückgang der Kraftstoffpreise hat die Inflation im Mai zwar spürbar gedämpft. Aber die Kerninflation, hauptsächlich getrieben von der Mietpreisentwicklung, zeigt sich weiter hartnäckig. Basiseffekte werden auch im laufenden Monat wirken. Daher erwarten wir für Juni 2023 eine Inflationsrate von rund drei Prozent. Unter dem Strich dürfte die im Rahmen der Erwartung liegende Veröffentlichung des Konsumentenpreisindex den diese Woche anstehenden Zinsentschied der US-Notenbank kaum beeinflussen. Nach unserer Prognose werden die US-Währungshüter auf ihrer Gremiensitzung eine Beibehaltung des Zielkorridors für den Tagesgeldsatz von 5,00 bis 5,25 Prozent beschliessen."
CHRISTOPH BALZ, BERND WEIDENSTEINER, COMMERZBANK:
"Insgesamt sehen wir uns in unserer Auffassung bestätigt, dass der Inflationsdruck dieses Jahr tendenziell nachlässt. Wegen des hohen unterliegenden Inflationsdrucks dürfte die Inflation aber letztlich über dem Ziel der Fed bleiben. Dies gilt auch, weil wir nur eine leichte Rezession erwarten, die die Arbeitslosenquote nur wenig erhöhen und damit den Lohndruck kaum dämpfen dürfte."
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK:
"Die Teuerungsraten werden in den kommenden Monaten weiter deutlich fallen. Bereits im Juni dürfte die Inflationsrate nahe der Drei-Prozent-Marke liegen. Auch die Kerninflationsrate wird ihren fallenden Trend beibehalten. Vor allem dann, wenn in den kommenden Monaten die Mieten weniger deutlich ansteigen."
RALF UMLAUF, HELABA:
"Die Lage an der Inflationsfront entspannt sich weiter, auch wenn es zu beachten gilt, dass die Inflationsraten vor allem wegen kräftiger Basiseffekte gesunken sind. Insbesondere der monatliche Anstieg der Kernpreise von 0,4 Prozent kann die US-Notenbank angesichts der noch robusten Lage am Arbeitsmarkt aber nicht beruhigen. Obwohl es auf den Vorstufen der preislichen Entwicklung Hinweise darauf gibt, dass die Kernteuerung im Verlauf des Jahres weiter nachgeben wird, bleibt das Risiko bestehen, dass die US-Notenbank im Sommer nochmals an der Zinsschraube dreht."
ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:
"Basiseffekte haben die Inflationsrate so nachdrücklich fallen lassen. Bei 4,0 Prozent sieht die Inflationslage nun deutlich freundlicher aus. Die Kerninflationsrate ziert sich noch, sie ist weiterhin zu hoch. Der Inflationsrückgang dürfte die Fed in dieser Woche in eine Zinspause schubsen. Da Entwarnung bei der Inflation nicht vorliegt, wird die Fed vorerst zu Zinserhöhungen neigen. Das dürfte erst einmal über den Sommer hinweg so sein."
(Reuters)