Eigentlich war klar, dass die Covid-19-Pandemie nicht spurlos an Landis+Gyr vorübergehen würde. Allerdings liegt das vom Stromzählerhersteller veröffentlichte Halbjahresergebnis weit hinter den Erwartungen der Analysten zurück. Der Nettoumsatz geht um 27 Prozent auf 623,5 Millionen Dollar zurück. Der operative Gewinn (EBITDA) bricht gegenüber dem Vorjahr um drei Viertel auf 32 Millionen Dollar ein. Gleichzeitig sorgen Restrukturierungskosten für einen Nettoverlust in Höhe von 2 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr wird ein Umsatz zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Dollar angestrebt.
Einerseits begrüssen Beobachter, dass das Unternehmen früher als gedacht für klare Verhältnisse sorgt. Ursprünglich sollte das Halbjahresergebnis erst am 28. Oktober veröffentlicht werden. Andererseits rechnen sie auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes aber mit rückläufigen Umsatz- und Gewinnschätzungen.
Diesjährige Analystenschätzungen sind rund 10 Prozent zu hoch
Das wiederum setzt der Landis+Gyr-Aktie noch einmal zu. Nach einem frühen Rücksetzer auf 49,50 Franken verliert sie zur Stunde noch knapp 5 Prozent auf 50,60 Franken.
Wie Vontobel schreibt, weiss die Umsatzentwicklung in der ersten Jahreshälfte nicht zu überzeugen. Ihres Erachtens fällt das Ergebnis sowohl beim operativen Gewinn (EBITDA) als auch beim freien Cash Flow insgesamt etwas besser als erwartet aus. Gerade beim freien Cash Flow macht die Zürcher Bank jedoch vorläufige Faktoren wie etwa die geringere Kapitalbindung beim Umlaufvermögen sowie die in die zweite Jahreshälfte verschobene Dividendenzahlung für das solide Abschneiden verantwortlich. Von den firmeneigenen Jahresvorgaben schliesst man bei Vontobel auf eine Reduktion der momentanen Markterwartungen um durchschnittlich 10 Prozent. Das Anlageurteil lautet wie bis anhin "Hold" mit einem Kursziel von 61 Franken.
Bei Mirabaud Securities stösst man sich hingegen am stark rückläufigen Auftragseingang. Auf Basis der firmeneigenen Jahresvorgaben will die Genfer Privatbank ihre Umsatz- und Gewinnschätzungen mit dem Rotstift überarbeiten. Sie stuft die Aktie weiterhin mit "Hold" ein, wird das Kursziel von 63 Franken womöglich aber reduzieren.
J.P. Morgan hatte erst vor wenigen Tagen die Umsatz- und Gewinnschätzungen für Landis+Gyr reduziert und das Kursziel auf 55 Franken gesenkt. Selbst nach der vorzeitigen Veröffentlichung der Halbjahreszahlen rät die US-Investmentbank die Aktie mit "Underweight" zum Verkauf.
Mit einem Minus von 48 Prozent seit Jahresbeginn zählt der Stromzählerhersteller zu den diesjährigen Verlierern am Schweizer Aktienmarkt. Erst vor wenigen Wochen fiel die Aktie bei 48,18 Franken auf den tiefsten Stand seit dem Börsengang vom Juli 2017.