Das am frühen Freitagmorgen veröffentliche Ergebnis von ABB zeigt: Der schweizerisch-schwedische Industriekonzern schlägt sich auch im zurückliegenden dritten Quartal überraschend gut. Nicht nur beim Umsatz, auch beim operativen Gewinn werden selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen. Damit knüpft das Unternehmen nahtlos an die ersten sechs Monate an.
Analysten sehen darin mitunter das Verdienst des neuen Firmenchefs Björn Rosengren. Der Zahlenkranz trage seine Handschrift, so lautet der Tenor.
Starker Zahlenkranz, vorsichtiger Ausblick
Wie Vontobel schreibt, konnte der Industriekonzern im dritten Quartal von den Auftragsbüchern zehren. Das wiederum habe den Umsatzrückgang abgefedert. Der Auftragseingang bewege sich hingegen nur im Rahmen der Erwartungen, so schreibt die Zürcher Bank. Die eigentliche Überraschung ist aus ihrer Sicht aber vor allem die Gewinnentwicklung. Um einmalige Kosten wie Wertberichtigungen oder Pensionrückstellungen bereinigt, konnte diese die bankeigenen Schätzungen übertroffen. Vontobel stuft die Aktie wie bis anhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 25,40 Franken ein.
Optimistischer ist da die UBS. Sie gewinnt dem Zahlenkranz vorwiegend positive Aspekte ab. Der grössten Schweizer Bank zufolge blickt ABB mit Ausnahme von Industrial Automation über alle Geschäftsbereiche hinweg auf ein starkes drittes Quartal zurück. Über die eher vorsichtigen Aussagen zum künftigen Umsatzwachstum blickt die UBS grosszügig hinweg und bekräftigt ihre Kaufempfehlung mit einem 12-Monats-Kursziel von 27 Franken.
Ein Thema sind die vorsichtigen zukunftsgerichteten Aussagen bei J. P. Morgan. Die US-Investmentbank führt diese auf den zuletzt tieferen Auftragsbestand zurück. Dabei spielt sie auf die viel beachtete Book-to-Bill-Ratio an. J. P. Morgan rät weiterhin mit "Underweight" und einem Kursziel von gerade mal 20 Franken zum Verkauf der Aktie.
Nach einem Vorstoss auf 24,80 Franken im vorbörslichen Handel verliert die ABB-Aktie zur Stunde 2,9 Prozent auf 23,32 Franken. Schuld sei der vorsichtige Ausblick, so heisst es.
Doch auch sonst liegt der Teufel im Detail. So verweist die französische Investmentbank Oddo neben dem vorsichtigen Ausblick auf die schwache Barmittelgenerierung. Oddo stuft die Aktie mit "Reduce" und einem Kursziel von 20 Franken ein.
ABB und der «Fluch der 25 Franken»
Schon seit Jahren scheitert die Aktie von ABB immer wieder an der Marke von 25 Franken. Bei Kursen darüber blieben die Anschlusskäufe jeweils aus. In diesem Zusammenhang ist deshalb auch vom "Fluch der 25 Franken" die Rede.
Wie Beobachter festhalten, bedarf es mehr als ein oder zwei guter Quartale, damit dieser Fluch gebrochen werden kann. Allerdings schliessen sie nicht aus, dass dies unter dem neuen ABB-Chef früher oder später doch noch gelingen könnte. Einen möglichen Kurstreiber sehen die Beobachter im Strategie-Update vom 19. November.