Fast drei Viertel der Londoner Arbeitnehmer würden einer Umfrage zufolge lieber kündigen, als Vollzeit ins Büro zurückzukehren. Nur eine deutlich über der Inflation liegende Lohnerhöhung würde sie dazu bewegen, ihr Recht auf flexible Arbeitszeiten aufzugeben.

Angesichts des angespannten Arbeitsmarkts in der britischen Hauptstadt und der weiten Verbreitung des Homeoffice sind Londons Arbeitnehmer von ihrer Verhandlungsmacht überzeugt. Dies zeigte eine von Bloomberg Intelligence durchgeführte Untersuchung deutlich.

Von 500 befragten Angestellten gaben 73 Prozent an, dass sie sich einen anderen Arbeitsplatz suchen würden, wenn sie fünf Tage pro Woche vor Ort im Büro arbeiten müssten. Vier von zehn dieser Arbeitnehmer gaben an, ihre Position nur bei einer Gehaltserhöhung um mindestens 16 Prozent zu überdenken.

Höher bezahlte Mitarbeiter würden eher auf noch höhere Gehaltserhöhungen drängen, wenn sie die Heimarbeit aufgeben müssten, ergab die Studie. Über 95 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zumindest zeitweise von zu Hause aus arbeiten dürfen.

Kosten für das Pendeln der Hauptgrund

Als Hauptgrund dafür, nicht ins Büro fahren zu wollen, wurden von über zwei Dritteln der Befragten die Kosten für das Pendeln genannt. Die Bahntarife werden in England im nächsten Monat um bis zu 5,9 Prozent steigen.

Trotz des Konjunktureinbruchs und der erwarteten leichten Rezession ist die Arbeitslosigkeit in den meisten Teilen des Vereinigten Königreichs gering, und die Arbeitgeber beklagen häufig einen Mangel an Fachkräften.

Mehrere deutsche Banken gestatten mobile Arbeit temporär begrenzt inzwischen auch aus dem Ausland. Mitarbeiter der LBBW können unter bestimmten Bedingungen ihr Homeoffice künftig bis zu 15 Tage pro Kalenderjahr beispielsweise auch in Italien oder Spanien aufschlagen. Eine ähnliche Praxis gibt es unter anderem bei BayernLB, DZ Bank und ING Deutschland.

Das Berliner Fintech Raisin erlaubt Mitarbeitern nicht nur Homeoffice im Ausland, sondern zahlt auch noch für die Unterkunft.

(Bloomberg)