Dieser Artikel ist Teil des am 1. Juni 2018 erschienenen Anlegermagazins «VALUE» von cash. Sie können das Magazin als E-Paper lesen, als PDF herunterladen oder gratis als gedruckte Ausgabe bestellen.

 

«Buy and Hold» ist eine beliebte Strategie beim Anlegen. Denn wer Aktien sehr lange im Portfolio behält, kann auf gute Gewinne hoffen. Aber die Auswahl der richtigen Schweizer Unternehmen und Aktien ist nicht immer einfach. Für ein langfristig lohnendes Engagement sollte der Kurs kontinuierlich ansteigen. Das heisst aber auch: Krisen muss ein Unternehmen gut meistern können, und schwache Gewinnzahlen und schlechte Nachrichten dürfen nicht zu häufig auftreten.

Ein weiterer Faktor spielt bei Aktienengagements eine wichtige Rolle: Wenn ein Unternehmen die Aktionäre grosszügig am Gewinn teilhaben lässt, kommt Jahr für Jahr eine schöne Dividende dazu. Für das Investment wichtig sind auch die Aussichten. Ohne die Zuversicht des Marktes, dass der Geschäftsgang weiter gut sein wird, steigt auch der Aktienkurs nicht.

Swisscom

Nicht ohne Grund bezeichnet der Markt die Aktie des wichtigsten Schweizer Telekomanbieters gerne als «Obligationenersatz». Weil Staats- und Unternehmensanleihen schon seit Jahren nur magere Erträge hergeben, haben sich die Anleger vermehrt in die Richtung von Dividendentiteln orientiert. Bei Swisscom stagniert die Dividende in den letzten Jahren zwar, aber sie bleibt konstant hoch. Die Dividendenrendite (Verhältnis der Dividende zum Aktienkurs) beträgt um 5 Prozent.

Swisscom ist Teil des Schweizer Leitindex Swiss Market Index (SMI), der die 20 wichtigsten an der Börse gehandelten Unternehmen beinhaltet, und gehört gut zur Hälfte der Eidgenossenschaft. Als Schweizer Marktführer verfügt die Swisscom über eine komfortable Stellung. Dies ärgert zwar ihre Konkurrenten wie Salt oder Sunrise, die über die unfairen Vorteile der Swisscom schimpfen. Für die Aktionäre hingegen ist die Marktstellung ein Plus. Die Swisscom ist zudem ein Daten-Profi, was bei der fortschreitenden Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wertvoll ist.

Der Aktienkurs liegt heute einiges unter dem Niveau als vor fast 20 Jahren. Dafür verzeichnet der Swisscom-Titel kaum grosse Abstürze wie etwa die Aktien von Grossbanken in der Finanzkrise und punktet wie erwähnt mit der Dividende.

Givaudan

Die Schwellenländer sind nach wie vor stark im Wachstum begriffen. Und in diesen Ländern erwirtschaftet der Genfer Aromen- und Duftstoffhersteller Givaudan fast die Hälfte des Umsatzes. Dies ist ein nicht zu unterschätzender Vorteil, denn in den aufstrebenden Ländern Asiens und Lateinamerikas werden industriell hergestellte Lebensmittel beliebter. Dies eröffnet dem Unternehmen weiterhin zahlreiche Perspektiven.

Eine führende Stellung hat der Konzern aber auch in Nordamerika und Europa. Neben Nahrungsmittelkonzernen beliefert Givaudan auch viele Kunden in der Kosmetikindustrie. Die ausgewogene Aufteilung der Märkte sowie die Innovationskraft machen das SMI-Mitglied weiter zu einem Unternehmen mit Zukunft.

Givaudan gilt als Unternehmen, auf das sich die Aktionäre verlassen können. Auch Microsoft-Gründer Bill Gates (Bild), der zweitreichste Mensch der Welt, gehört dazu. Mit einem Aktienanteil von 14 Prozent ist Gates gar grösster Aktionär von Givaudan. Seit der Finanzkrise im Herbst 2008 hat sich der Wert der Givaudan-Aktie fast verdreifacht. Die Dividendenrendite liegt knapp unter 3 Prozent und damit im Mittelfeld.

Helvetia

Versicherungen sind konservative und  solide Investments geworden. Die Zeiten, in denen die Assekuranz waghalsige Übernahmen tätigte oder unbedacht mit Eigenkapital zockte, gehören der Vergangenheit an. Risiken werden heute sorgfältig und für das Unternehmen gewinnbringend kalkuliert.

Der Aktienkurs des Allbranchenversicherers Helvetia ist in den letzten zehn Jahren um zwei Drittel gestiegen – damit ist das St. Galler Unternehmen nicht Spitzenreiter bei den Versicherungsaktien, aber ein verlässlicher Wert. Einen grossen Schritt im Heimmarkt machte Helvetia 2014, als der Konkurrent Nationale Suisse übernommen wurde. Zukunftsfähig ist Helvetia nicht zuletzt dank des profitablen Sachversicherungsgeschäfts, das fast die Hälfte der Prämieneinnahmen ausmacht. In den Märkten Schweiz, Deutschland und Österreich läuft das Versicherungsgeschäft gut, ausserdem ist Helvetia verankert in interessanten Nischengeschäften wie etwa der Bau-, Transport- oder Kunstversicherung.

Versicherer sind generell tief bewertet, und sie sind seit Jahren gute Dividendenzahler. Bei Helvetia beläuft sich die Rendite auf rund 4 Prozent, was über dem Schweizer Mittel liegt.

Ems-Chemie

Die Ems-Chemie ist spezialisiert auf Spezialkunststoffe, Kleb- oder Dichtmaterialien und verfügt über das Renommée sehr hoher Zuverlässigkeit und Qualität. Rund die Hälfte des Umsatzes kommt aus der Automobilindustrie, beliefert werden auch die Elektro- und die Verpackungsbranche. Aussergewöhnlich an der Ems-Chemie ist die hohe Betriebsmarge: Der Anteil des Gewinns vor Steuern und Zinsen (EBIT) am Umsatz beläuft sich auf 27 Prozent, was andere Chemie- und Industrieunternehmen in der Schweiz bei weitem nicht erreichen.

Die Ems-Chemie ist in keinen einfachen Märkten zu Hause, wobei der oft kompromisslos auftretenden Firmenchefin Magdalena Martullo (Bild) zugetraut wird, das Unternehmen in die Zukunft zu führen. Martullo hält mit ihren Schwestern aus der Blocher-Familie die Mehrheit an der Firmengruppe.

Die Ems-Aktie ist heute fast dreimal so viel wert wie vor zehn Jahren. Bei so einem Kursanstieg besteht immer das Risiko einer Korrektur. Bei Ems hat sich im ersten Halbjahr 2018 tatsächlich ein Kursrückgang gezeigt. Mit einem funktionierenden Geschäftsmodell und intakten Zukunftsaussichten bleibt das Unternehmen und damit die Aktie aber interessant. 3 Prozent Dividendenrendite sind ebenfalls ein Argument.