Gemäss Angaben der Schweizer Börse SIX haben in den letzten sechs Wochen Mitglieder der Geschäftsleitung von Lindt & Sprüngli 8100 Partizipationsscheine im Wert von knapp 30 Millionen Franken verkauft. Doch damit nicht genug: Auch in den Monaten zuvor stiess das Topkader des Premium-Schokoladeherstellers Anteile im Wert von gegen 2 Millionen Franken ab.

Diese massiven Insiderverkäufe wirkten sich spürbar auf die Kursentwicklung des Partizipationsscheins – die deutlich leichtere und handelbarere Variante zur 41‘000 Franken schweren Namensaktie –  aus: In den letzten sechs Wochen gab dieser um gut 1 Prozent nach. Allerdings büsste im gleichen Zeitraum auch die Namensaktie gut 3 Prozent ein. Derzeit notiert der Partizipationsschein auf 3600 Franken, gut 200 Franken unter dem Jahreshoch.

Ganz anders performten die Valoren von Lindt & Sprüngli in den ersten vier Monaten des Jahres: Der Partizipationsschein legte knapp 23 Prozent zu. Das ist deutlich mehr als der Vergleichsindex SPI. Dieser hatte in der gleichen Zeitperiode 15 Prozent an Wert gewonnen

Einer oder mehrere der drei Lindt-&-Sprüngli-Topmanager, unter ihnen wohl auch CEO Ernst Tanner, nutzen diese Kursavancen, um die ihnen mit dem Optionsplan zugeteilten Partizipationsscheine an der Börse zu vergolden. Alleine für Tanner war im Geschäftsbericht 2012 das optionale Recht auf 32‘500 Partizipationsscheine ausgewiesen.

Seit Januar ausschliesslich Verkäufe

Laut den von der SIX publizierten Management-Transaktionen haben Tanner und möglicherweise auch Finanzchef Dieter Weisskopf und der Marketingverantwortliche Uwe Sommer seit dem 1. Januar dieses Jahres ausschliesslich Verkäufe getätigt. Der letzte Erwerb von Namensaktien eines Lindt-&-Sprüngli-Insiders geht auf den 24. September des letzten Jahres zurück.

Aus den Angaben der SIX geht nicht hervor, um wen es sich bei den Verkäufen handelt. Gemäss letztem Geschäftsbericht verfügt der CEO aber mit Abstand über die grösste Position an Partizipationsscheinen. Ende Dezember 2012 hielt Tanner 4525 solcher Titeln, Weisskopf deren 1800 und Sommer 194.

Der grösste Insider-Verkauf erfolgte am 30. April, als ein Mitglied der Geschäftsleitung 1000 Partizipationsscheine im Wert von 3,5 Millionen Franken abstiess. Aber auch in den Tagen davor und danach kam es zu zahlreichen Transaktionen mit einem Volumen von über einer Million Franken.

Lindt & Sprüngli gibt sich zugeknöpft

Was steckt hinter diesen Verkäufen? Steht der Aktiensplit, den CEO Tanner bei anlässlich der Quartalszahlen im cash-Video-Interview als möglich bezeichnet hatte, kurz bevor? Oder ist die Lindt-&-Sprüngli-Einheitsaktie, von der das Management bislang nie etwas wissen wollte, nun doch in Planung?

Lindt & Sprüngli wollte sich dazu nicht äussern. "Über die Motive der Verkäufe können wir leider keine genauen Auskünfte geben", beantwortete eine Firmensprecherin schriftlich eine Anfrage von cash. Die Gründe seien "persönlicher Natur".

Topmanager brauchen bisweilen Liquidität, um Hypotheken zu refinanzieren oder Steuern zu bezahlen und verkaufen daher mitunter Wertpapiere der Firma aus ihrem persönlichem Besitz.