Die Namenaktien von Lindt&Sprüngli notieren am Montagmorgen an der Schweizer Börse zeitweise 0,15 Prozent tiefer bei 134'000 Franken und kratzen dabei an einem neuen Allzeithoch, das erst am Donnerstag mit 134'400 Franken erreicht wurde. Zeitgleich verliert der Gesamtmarkt gemessen am Swiss Performance Index (SPI) 0,13 Prozent auf 16'725,7 Punkte. Seit Jahresbeginn hat der Titel 34,2 Prozent hinzugewonnen, auf 52 Wochen steht das Plus bei 27,1 Prozent. 

Nun sieht die britische Bank Barclays noch mehr Kurspotenzial und erhöht just einen Tag vor der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen ihr Kursziel für den Schokoladenhersteller aus Kilchberg auf 145'000 Franken. Die Einstufung belässt Barclays bei «Overweight». Der zuständige Analyst prognostiziert für das erste Halbjahr 2025 ein organisches Umsatzwachstum von 9,2 Prozent. 

Ebenfalls erhöht er seine EBIT-Margenprognose für das erste Halbjahr. Das Ostergeschäft sei erwartungsgemäss ausgefallen und der Marktanteil habe sich positiv entwickelt, wie er in einem Kommentar schreibt. Insbesondere die Dubai-Schokolade habe einen Höhenflug erlebt. Seines Erachtens unterschätze der Markt das Umsatz- und Margenpotenzial der Lindt&Sprüngli Retail Boutiquen nach wie vor, so der Analyst.

Von den insgesamt 18 bei Bloomberg erfassten Analysten empfehlen fünf die Aktien zum Kauf, acht zum Halten und fünf zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel für 12 Monate setzen sie bei 121'600 Franken fest - fast 10 Prozent tiefer als der aktuelle Kurs.

Entscheidendes Alleinstellungsmerkmal

Bereits Anfang Juli hat die UBS ihr Kursziel für Lindt&Sprüngli nach oben korrigiert. 

Laut der UBS erfreut sich der Schokoladenhersteller einer stabilen Konsumentennachfrage und robuster Marktanteilsgewinne. So konnte der Premium-Hersteller Marktanteile von Wettbewerbern wie Mondelez gewinnen. Die Einführung seiner Dubai-Schokolade Ende vergangenes Jahr hält der UBS-Analyst als eine der besten Produkteinführungen in der Geschichte von Lindt.

Lindt verfüge ausserdem über eine hohe Preissetzungsmacht. Heisst so viel wie: Egal wie teuer Lindt die Preise für seine Produkte macht, die Kunden kaufen sie trotzdem. Im derzeitigen Umfeld ist dies enorm wichtig. Die Branche der Schokoladenproduzenten leidet unter einer schwierigen Konjunkturlage und Kosteninflation aufgrund Ernteängsten in Afrika. Der Kakaopreis verharrt nach einer Vervierfachung in den Jahren 2023 und 2024 weiterhin auf einem hohen Niveau. 

In diesem Umfeld hat Lindt jedoch hohe Widerstandsfähigkeit bewiesen. Der Analyst von Morgan Stanley ist der Meinung, dass Lindt «sich in der ultimativen Bewährungsprobe für Schokoladenmarken hervorgetan hat.» Im Gegensatz dazu steht die Schweizer Konkurrenz Barry Callebaut, dessen Kunden ihre Bestellungen ausgesetzt haben, da das Unternehmen nicht über dieselbe Preissetzungsmacht verfügt. Im April senkte Barry Callebaut seine Umsatzprognose für das Jahr, woraufhin die Aktie einbrach.

Laut einem Sprecher von Lindt werden die Preise aufgrund der höheren Kakaopreise in diesem Jahr weiter steigen. Morgan Stanley rechnet mit einer Kosteninflation bei Materialien von fast 25 Prozent. Daher geht das Unternehmen davon aus, dass sich der Trend vom quantitativen zum qualitativen Konsum von Premium-Schokolade fortsetzen wird.

Weiteren Aufschluss liefern die anstehenden Halbjahreszahlen, welche am Dienstag, 22. Juli 2025 veröffentlicht werden. Laut der Einschätzung der UBS dürften diese solide ausfallen. Dies bestätigt auch Morgan Stanley in ihrer jüngsten Analyse. Sie erwarten im ersten Halbjahr 2025 ein organisches Umsatzwachstum im einstelligen Prozentbereich. Die Experten betonen jedoch auch, dass Volumen- und Margendruck die Gewinne 2025 belasten dürfte.

(cash/AWP)