Logitech blickt auf ein überraschend starkes erstes Quartal zurück. Mit einem Umsatz von 974 Millionen Dollar und einem operativen Gewinn von gut 109 Millionen Dollar übertrifft der Unterhaltungselektronikhersteller aus Lausanne selbst die kühnsten Erwartungen. Darauf abgestützt erhöht das Unternehmen die Umsatz- und Gewinnvorgaben für die erste Hälfte des Geschäftsjahres 2023/24.

Gleichzeitig warten die Westschweizer auch noch mit neuen Umsatz- und Gewinnvorgaben für das ganze Jahr auf. Logitech strebt einen Jahresumsatz zwischen 3,8 und 4 Milliarden Dollar sowie einen operativen Gewinn (non-GAAP EBIT) in Höhe von 400 bis 500 Millionen Dollar an. Analysten gingen bislang durchschnittlich von einem operativen Jahresgewinn von 560 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 4,2 Milliarden Dollar aus. Folglich müssen nicht eben wenige bei ihren Schätzungen den dicken Korrekturstift ansetzen.

Umso mehr verblüfft Beobachter, dass die Logitech-Aktie die frühen Verluste abschütteln kann. Zur Stunde errechnet sich sogar ein Plus von 11 Prozent auf etwas mehr als 61 Franken.

Stapelt Logitech absichtlich tief?

Eine mögliche Erklärung hierfür ist, dass einige Analysten die Jahresvorgaben als konservativ einschätzen und davon ausgehen, dass Logitech diese im Laufe des Jahres noch erhöhen könnte. Völlig auszuschliessen wäre das nicht. Schliesslich sind die Lausanner auf der Suche nach einem Nachfolger für den langjährigen Firmenchef Bracken Darrell. Da kämen erste Erfolge unter einem möglichen Nachfolger Darrells nicht ungelegen.

Ins Lager dieser Experten gehört der Chefanalyst von Kepler Cheuvreux, selbst wenn er dies in seinem Kommentar nicht explizit schreibt. Ausserdem stösst er sich ein bisschen an den Anpassungen bei der Berichterstattung für die einzelnen Produktkategorien. Seines Erachtens erschwert dieser Schritt die Ergebnisbeurteilung. Die Logitech-Aktie wird bei Kepler Cheuvreux mit "Hold" und einem Kursziel von 60 Franken eingestuft.

Ratlosigkeit bei Morgan Stanley

Auch seinem Berufskollegen bei der Bank Vontobel zufolge spiegelt sich in den Jahresvorgaben die Unsicherheit und wahrscheinlich auch die konservative Haltung des neuen Management-Teams wider. Das Verbraucher- und das Wirtschaftsumfeld beurteilt der Vontobel-Analyst momentan als schwierig. Dennoch preist er die Logitech-Aktie mit einem Kursziel von 68 Franken zum Kauf an.

Bei Morgan Stanley "kratzt man sich verblüfft den Kopf" über die Jahresvorgaben. In Kombination mit den Aussagen Logitechs zur Lagersituation in den Absatzmärkten schliessen die Analysten der US-Bank auf eine deutliche Nachfrageverlangsamung in der zweiten Jahreshälfte. Anhaltspunkte für eine solche sehen sie momentan jedoch keine. Auch diese Analysten gehen daher davon aus, dass die Vorgaben absichtlich konservativ gehalten sind. Das Anlageurteil für die Aktie lautet wie bis anhin "Equal-weight" mit einem Kursziel von 57 Dollar.

Mittlerweile liess Logitech an der Analystenkonferenz vom Nachmittag durchblicken, dass die Vorgaben im weiteren Jahresverlauf erhöht werden könnten.