Bei der Aktie von Lonza überwerfen sich am Freitagmorgen die Ereignisse. Als Reaktion auf ein insgesamt solides Jahresergebnis gewinnt sie zur Stunde knapp 14 Prozent auf 421 Franken. Aufgrund von Ungleichgewichten zwischen Angebot und Nachfrage musste der Handel kurz nach Börsenbeginn mehrfach unterbrochen werden.

Angst vor vorsichtigen Margenvorgaben war unbegründet

Erfreuliche Nachrichten für die Aktionärinnen und Aktionäre: Nicht nur beim Gruppenumsatz, auch beim operativen Kerngewinn werden die Analystenschätzungen deutlich übertroffen. Dass selbst die Folgen des starken Frankens aufgefangen werden konnten, lässt Beobachter vermuten, dass der Pharmazulieferer Währungsklauseln in den Verträgen hatte.

Die Basler halten zudem an ihren diesjährigen Finanzzielen fest. Nach den Gewinnwarnungen und Zielreduktionen vom vergangenen Jahr bleiben neue Enttäuschungen aus. Erwartungsgemäss werden auch die Mittelfristziele bestätigt. In Börsenkreisen atmet man erst einmal erleichtert auf.

Raum für weitere Enttäuschungen sah Kepler Cheuvreux. Der Broker warnte im Vorfeld der Ergebnisveröffentlichung davor, dass Lonza bloss eine operative Kernmarge (EBITDA) zwischen 26 und 28 Prozent anstreben könnte. Darauf abgestützt nahm er die Wiederabdeckung der Aktie mit "Reduce" und einem Kursziel von etwas mehr als 304 Franken auf.

Nun sieht alles etwas besser aus. Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, konnte Lonza den Umsatz im vergangenen Jahr zu konstanten Wechselkursen sogar zweistellig steigern. Selbst unter Ausklammerung der Einmal-Zahlung seitens des einstigen US-Partners Moderna könne sich das Resultat sehen lassen, so der Autor. Die Zürcher Bank rechnet allerdings erst ab 2025 mit einer Wachstumsbelebung. Der zuständige Analyst stuft die Aktie mit "Übergewichten" und einem fairen Wert von 480 Franken ein.

Auch sein Berufskollege bei der Basler Kantonalbank zeigt sich erfreut über das "im Grossen und Ganzen sehr gut ausgefallene" Ergebnis. Positiv hebt er vor allem das starke Abschneiden in der grössten Sparte Biologics hervor. Auch dass die diesjährigen Ziele und die Mittelfristziele unangetastet bleiben, wertet der Analyst positiv. Er begrüsst zudem, dass sich Albert Baehny nach dem Rücktritt von der VR-Spitze voll und ganz auf seine Rolle als interimistischer Firmenchef konzentrieren kann. Die Aktie wird bei der Basler Kantonalbank mit "Marktgewichten" und einem auf 425 (zuvor 350) Franken erhöhten Kursziel eingestuft.

Für die Vontobel-Analystin birgt das Resultat sowohl Licht (starkes Kernergebnis) als auch Schatten (hohe Wertminderungen). Sie geht davon aus, dass das Unternehmen in ruhigeres Gewässer übergeht. Auf lange Sicht sieht die Analystin das Unternehmen von der Auslagerung der Produktion neuer Medikamente bei Pharmaherstellern profitieren. Allerdings werde es Zeit brauchen, um das Anlegervertrauen wiederherzustellen. Dennoch wird die Aktie bei Vontobel mit einem Kursziel von 450 Franken zum Kauf angepriesen.

Letztjähriges SMI-Schlusslicht seit Januar flott unterwegs

Für Gesprächsstoff sorgt der Rücktritt von Albert Baehny von der Verwaltungsratsspitze. Wie aus Börsenkreisen verlautet, konnte mit Jean-Marc Huet als ehemaliger Finanzchef von Unilever und heutigem Verwaltungsratspräsident von Heineken ein visionärer Nachfolger für den abtretenden Baehny gewonnen werden. In einem Kommentar heisst die britische Barclays den künftigen Präsidenten willkommen. Die Grossbank geht davon aus, dass die Corporate Governance unter Huet besser wird und fühlt sich in ihrer "Overweight" lautenden Kaufempfehlung sowie im Kursziel von 450 Franken bestätigt.

Mit einem Minus von knapp 23 Prozent ging die Lonza-Aktie als SMI-Schlusslicht aus dem Börsenjahr 2023 hervor. Seit Anfang Januar dieses Jahres mischt sie auf der SMI-Rangliste nun aber weit vorne mit. Dank dem zahlenbedingten Kursschub verdrängt sie jene von Novartis auf den zweiten Platz. Dank des insgesamt erfreulichen Jahresergebnis und dem Ausbleiben unliebsamer Überraschungen rechnen Beobachter mit einer Fortsetzung der Kurserholung.