Der Pharmazulieferer hatte sich nach dem Ende der Pandemie ohnehin auf "normalere" Zeiten mit weniger Wachstum und tieferen Margen eingestellt. Vor allem für die erste Jahreshälfte 2023 sagte Lonza ein schwaches Wachstum voraus. Ein stärkeres zweites Semester, getrieben von der Eröffnung neuer Anlagen, sollte die Delle wieder ausmerzen.

In der Realität steigerte Lonza den Umsatz im ersten Halbjahr 2023 noch um 3,2 Prozent auf 3,08 Milliarden Franken - um Währungen bereinigt waren es plus 5,6 Prozent. Die gute Nachfrage nach bereits zugelassenen Produkten habe die fehlenden Impfstoff-Einnahmen kompensiert, betonte Lonza am Freitag in einem Communiqué.

In den zwei Jahren davor hatten die Basler noch Wachstumsraten von 15 und 20 Prozent ausgewiesen. Lonza wird heute aber nicht nur vom fehlenden Moderna-Auftrag gehemmt: Steigende Zinsen bremsen viele forschende Unternehmen und die Konsumenten bleiben zurückhaltend.

Anlagen stehen leer

Das bekommt auch die Lonza zu spüren: Die Nachfrage nach Dienstleistungen für Medikamente in der frühen Entwicklungsphase ist schon seit Längerem schwach. Biotech-Startups kommen wegen höherer Zinsen nicht mehr so leicht an Geld, um neue Projekte zu finanzieren. Die Kunden der Pharmazulieferer müssen sich daher einschränken.

Gleichzeitig sitzt das Portemonnaie der Konsumenten nicht mehr so locker. Das spürt Lonza etwa bei den Kapseln für Nahrungsergänzungsmittel. Beide Faktoren führen dazu, dass Anlagen schwach ausgelastet sind - und das schmälert den Profit.

In der Folge sank die um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinnmarge (Ebitda) um 6,6 Prozent auf 922 Millionen Franken, die entsprechende Marge schrumpfte um 3,1 Prozentpunkte auf 30 Prozent. Am Ende blieben 411 Millionen Franken als Reingewinn, 17 Prozent weniger als im Vorjahr.

Tiefere Prognose

Anfang des Jahres war Lonza noch zuversichtlich, den Umsatz im hoch einstelligen Prozentbereich steigern zu können und eine Betriebsgewinn-Marge von 30 bis 31 Prozent auszuweisen. Dieses Versprechen kann nicht mehr gehalten werden.

Neu ist von einem währungsbereinigten Umsatzwachstum im mittleren bis hohen einstelligen Bereich die Rede und die Prognose für die sogenannte Kern-EBITDA-Marge wurde auf 28 bis 29 Prozent gesenkt.

Die Profitabilität soll aber nicht nur 2023, sondern auch mittelfristig geringer sein als zuvor prognostiziert. Die "aktualisierte" Margenspanne liegt neu bei 31 bis 33 Prozent, nach zuvor versprochenen 33 bis 35 Prozent.

Das kommt an der Börse nicht gut an: Gegen Mittag sacken die Namenaktien von Lonza um fast 10 Prozent ab. Analysten sprechen von einer "schmerzhaften" Senkung der Guidance, weisen aber gleichzeitig darauf hin, dass der Schnitt nicht wirklich überrasche.

(AWP)