Es war das erste grössere Ausrufezeichen, das der neue Lonza-Chef Wolfgang Wienand setzte. Mitte Dezember des letzten Jahres und im Vorfeld eines Investorentages kündigte der Pharmazulieferer aus Basel die Trennung vom Kapselgeschäft an. Die Loslösung der Sparte, die laut Lonza zu wenig Synergien mit den restlichen Unternehmensteilen bringt, sollte «zu gegebener Zeit» erfolgen.

Fokussierungen auf Kerngeschäft - im Fall von Lonza ist dies der reine Auftragsfertiger für die Pharmaindustrie - kommen bei Investoren jeweils gut an. Die Aktie sprang am Tag der Verkaufsankündigung bis 6 Prozent in die Höhe.

Seither ist es ruhig geworden um den Plan. Einzig anlässlich der Erstquartalszahlen verkündete Lonza «gute Fortschritte bei Vorbereitungen für Ausstieg aus CHI-Geschäft» (Capsules & Health, wie das Geschäft mit Kapseln und Nahrungsergänzungsmitteln offiziell heisst). Zuvor, im Februar, berichtete Bloomberg, dass die Bank of America sowie das US-Beratungsunternehmen Centerview mit dem Verkauf der Einheit betraut wurden.

«Lonza will den besten Shareholder Value kreieren»

Steckt Sand im Getriebe beim Verkaufsprozess? Die Medienstelle von Lonza reagierte nicht auf Fragen von cash. Eine Einschätzung liefert dafür Daniel Jelovcan, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank: «Lonza ist nicht unter Druck für den Verkauf und lässt sich zu Recht Zeit, um den besten Shareholder Value zu kreieren. Deshalb sind wir zufrieden mit dem Prozess».

Die Ausgangslage für den Deal ist für Lonza laut Jelovcan sogar günstig. Das Kapselgeschäft erhole sich und die geopolitischen Bedingungen seien zu Gunsten von Lonza, da die Firma der einzig relevante Anbieter mit grossem «US-Footprint» sei, sprich: Fabriken. Alle Konkurrenten produzierten in Asien oder Brasilien, was Lonza unter der Trump-Regierung einen Vorteil verschaffe. Jelovcan ortet bei den hohen US-Zinsen jedoch einen Nachteil bei der Finanzierung für den Käufer des Kapselgeschäftes.

In der Tat hat sich das CHI-Geschäft, das zeitweise rund 20 Prozent des Lonza-Umsatzes ausmachte, im 2025 erholt. Somit steigen auch die Bewertungen. Barclays schätzte den Wert der Einheit kürzlich in einer Spanne zwischen 2,6 und 5,3 Milliarden Dollar.

Laut Analyst Jelovcan könnte es auch noch einige Zeit dauern, bis ein Käufer für das CHI-Geschäft gefunden ist. «Wir erwarten die Devestition gegen Ende des Jahres bis Maximum im Frühjahr 2026».

Kommt es zu einem Spin-Off oder IPO?

Könnte sich Lonza gar umbesinnen und einen Spin-Off (eine Abspaltung mit Börsengang) oder ein IPO (Initial Public Offering) für das Kapselgeschäft in Betracht ziehen? ABB vollzog mit der Abspaltung der Turboladersparte Accelleron im Oktober 2022 einen Schritt in ähnlicher Grösse. Accelleron galt als unattraktiv für Investoren, die Aktie hat sich im Wert aber verzweieinhalbfacht.

ZKB-Analyst Jelovcan will solche Szenarien nicht ausschliessen. Das Lonza-Management sei flexibel und ziehe die beste Wertschöpfung in Betracht für die Aktionäre. Deshalb sei ein Verkauf, ein IPO oder ein Spin-off an die Aktionäre möglich. «Allerdings glauben wir, dass Lonza einen direkten Verkauf bevorzugt», so Jelovcan.

Das Kapselgeschäft von Lonza hat seine Wurzeln in der grössten Übernahme der Firmengeschichte. 5,5 Milliarden Dollar wurden im Jahr 2016 aufgeworfen, um den US-Kapselproduzenten Capsugel zu kaufen.

Der letzte grosse Verkauf einer Lonza-Einheit geschah vor vier Jahren, als der Bereich Chemie für 4,2 Milliarden Franken bei den Finanzinvestoren Bain Capital and Cinven landete. Damals dauerte es rund ein halbes Jahr von der Verkaufsankündigung bis zum Deal. Diese Zeit wäre nun beim Kapselgeschäft abgelaufen.

Daniel Hügli
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