Mit einem satten Kursplus von 42 Prozent führt die Aktie des Backwarenherstellers Aryzta hierzulande die Gewinnerliste des laufenden Monats an. Keine andere Aktie schneidet auch nur annähernd so gut ab.

Die am frühen Freitagmorgen vom hochverschuldeten Unternehmen veröffentlichten Quartalsumsatzzahlen deuten nun aber an, dass diese kursseitigen Vorschusslorbeeren masslos übertrieben sind.

Denn mit 844 Millionen Euro verfehlt der Umsatz im zurückliegenden ersten Quartal des Fiskaljahres 2019/20 selbst die pessimistischsten Analystenschätzungen - die bei 865 Millionen Euro liegenden durchschnittlichen Erwartungen sowieso.

Das Tagesgeschäft gestaltet sich weiterhin schwierig

Das bleibt nicht ohne Folgen für die zuvor starke Aryzta-Aktie. Nach einem frühen Rücksetzer auf 1,0265 Franken wird sie zur Stunde noch mit einem Minus von 3,7 Prozent auf 1,073 Franken abgestraft.

Wie Goldman Sachs schreibt, fällt der organische Umsatzrückgang umfassender als befürchtet aus. Die US-Investmentbank macht einerseits tiefere Absatzpreise, andererseits aber auch rückläufige Volumen sowie ungünstige Verschiebungen bei der Umsatzzusammensetzung für den Rückgang verantwortlich. Dass Aryzta an den Jahresvorgaben für 2019/20 festhält, erachtet man bei Goldman Sachs allerdings als ermutigend. Das Anlageurteil für die Aktie lautet denn auch weiterhin "Neutral" mit einem 12-Monats-Kursziel von 1,04 Euro.

Bei Vontobel ist von einem "durchwachsenen" Start ins Fiskaljahr 2019/20 die Rede. Während sich die Wachstumsentwicklung in Nordamerika stabilisiert habe, sei die Absatzsituation in Europa enttäuschend ausgefallen, so urteilt die Zürcher Bank. Gemäss Vontobel bleibt die Vorhersehbarkeit im Tagesgeschäft gering und der Weg hin zu einem erfolgreichen Turnaround lange und holprig. Sie empfiehlt die Aktie deshalb unverändert mit "Reduce" und einem Kursziel von 0,75 Franken zum Verkauf.

Aryzta bei Leerverkäufern heiss begehrt

Überraschend entspannt gibt sich auch die UBS. Dass Aryzta gerade in Europa schwächer als erwartet abschneidet, löst bei der Grossbank keine Nervosität aus. Angesichts der bestätigten Jahresvorgaben und in Erwartung einer Verbesserung der Absatzsituation in Nordamerika stuft die UBS die Aktie wie bis anhin mit "Neutral" ein. In Anbetracht des stark gestiegenen Kurses müsste die Grossbank ihr 12-Monats-Kursziel von gerade mal 0,80 Franken eigentlich kräftig erhöhen.

Händler führen das Kursfeuerwerk der letzten Wochen auf Eindeckungstransaktionen seitens ausländischer Leerverkäufer zurück. Nachdem sich der Verwaltungsratspräsident Gary McGann gegen eine weitere Kapitalerhöhung ausgesprochen habe, hätten Leerverkäufer ihre Wetten gegen den Backwarenhersteller geschlossen, so lautet der Tenor. Für Aufsehen sorgten auch Titelkäufe durch McGann und seinen Firmenchef Kevin Toland (cash berichtete).

Schmerzhaft für die Leerverkäufer: Der Höhenflug der Aryzta-Aktie in den letzten Wochen (Quelle: www.cash.ch)

Erhebungen des Beratungsunternehmens Markit zufolge war bei Aryzta Ende Oktober jede zehnte ausstehende Aktie leerverkauft. Gegenüber der Erhebung vom Vormonat entspricht das einer Zunahme um nicht weniger als 40 Prozent. In den letzten Wochen dürften Leerverkäufer ihre Wetten allerdings deutlich zurückgefahren haben.

Obwohl die Aryzta-Aktie vom Jahrestief aus betrachtet um 74 Prozent zulegen konnte, errechnet sich seit Jahresbeginn noch immer nur ein eher mageres Plus von 2,4 Prozent.