«Wenn Chamenei weiterhin Raketen auf die israelische Heimatfront abfeuert, wird Teheran brennen», warnte Verteidigungsminister Israel Katz am Samstag mit Blick auf das Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei. Dieser hatte zuvor angekündigt: «Das zionistische Regime wird von den Folgen seines Verbrechens nicht verschont bleiben.»
Auch am Samstag griffen sich die beiden Erzfeinde gegenseitig an. In Israel warnten Sirenen vor anfliegenden Raketen und Drohnen. Nach israelischen Angaben waren es rund 200 ballistische Raketen in vier Wellen. Abfangraketen stiegen auf. Dennoch wurden nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes mindestens drei Menschen getötet und Dutzende verletzt. In Rischon LeZion nahe Tel Aviv retteten Notfalldienste ein Mädchen, das in einem von einer Rakete getroffenen Haus eingeschlossen war.
Im Iran meldeten staatliche Medien über Nacht Explosionen in Teheran. Die Nachrichtenagentur Fars berichtete, zwei Geschosse seien im Flughafen Mehrabad eingeschlagen. Dort liegt ein Luftwaffenstützpunkt. Laut dem staatlichen Fernsehen wurde ein 14-stöckiger Wohnkomplex in Teheran durch eine Rakete zerstört. Ein Reporter erklärte, 60 Menschen seien getötet worden. Offiziell wurde das zunächst nicht bestätigt. Der iranische UN-Botschafter Amir Saeid Irawani hatte zuvor erklärt, bei Israels Angriffen seien 78 Menschen getötet worden. Mehr als 320 Menschen seien verletzt worden, die meisten davon Zivilisten. Auch mehrere ranghohe Militärs und Atomwissenschaftler wurden getötet.
Keine diplomatische Lösung absehbar
Angesichts der auch diplomatisch verhärteten Fronten war ein Ende der Kämpfe zunächst nicht absehbar. Allerdings hatte der Iran offengelassen, ob er eine Delegation in den Oman zu der am Sonntag geplanten Fortsetzung der Atomgespräche mit den USA schicken wird. Ein Sprecher des Aussenministeriums erklärte, eigentlich seien die Gespräche nun «bedeutungslos». US-Präsident Donald Trump hatte wegen der israelischen Angriffe bereits am Freitag ein Zustandekommen der Gespräche bezweifelt. Trump strebt ein neues Abkommen mit dem Iran an, das verhindern soll, dass die Islamische Republik in den Besitz von Atomwaffen gelangt. Ein Hauptstreitpunkt ist dabei die Uran-Anreicherung, auf die der Iran nicht verzichten will. Die Führung in Teheran bestreitet Vorwürfe, an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten.
Israel begründet seinen Angriff mit der Dringlichkeit, die Islamische Republik am Bau von Atomwaffen zu hindern. Das israelische Militär erklärte, die Einsätze gegen den Iran könnten sich noch länger hinziehen. Ein Armeesprecher zog am Samstag eine positive Zwischenbilanz. Die Atomanlagen in Natans und Isfahan seien schwer beschädigt worden. Es werde Wochen dauern, sie zu reparieren. Alle israelischen Kampfjets und Piloten seien sicher zurückgekehrt. Den israelischen Angaben nach konnten zudem die meisten der iranischen Flugkörper abgeschossen werden, der Schaden hielt sich demnach in Grenzen. Dies gelang auch dank amerikanischer Hilfe. Die USA hätten bei den Abschüssen geholfen, bestätigten zwei Mitarbeiter der Regierung in Washington. Die Regierung in Teheran hatte Israels Verbündete gewarnt, ihre regionalen Militärstützpunkte würden angegriffen, falls sie beim Abfangen iranischer Raketen helfen. Die USA haben vorsorglich Botschafts- und Militärpersonal aus den Gefahrenzonen abgezogen.
US-Präsident Donald Trump lobte Israels Angriffe als ausgezeichnet und sehr erfolgreich. Er rief die Regierung in Teheran dazu auf, nun im Atomstreit einzulenken. Andernfalls werde es noch mehr Leid geben. Auch am Samstag riefen mehrere Staaten dazu auf, die Lage nicht weiter eskalieren zu lassen. Die arabischen Golfstaaten bekräftigten derartige Appelle. Sie befürchten, in den Konflikt hineingezogen werden zu können. Die Ölpreise stiegen am Freitag stark an, auch an den Finanzmärkten gerieten nach dem israelischen Überraschungsangriff in der Nacht zum Freitag die Kurse ins Rutschen.
(Reuters)