Kaum eine andere Investmentbank ist derart gut vernetzt wie Goldman Sachs. Nicht nur in der Politik, auch bei zahlreichen Zentralbanken sitzen ehemalige Mitarbeiter in Schlüsselpositionen. Es kommt deshalb nicht selten vor, dass die Investmentbank gewisse Trends frühzeitig erkennt und den anderen Marktteilnehmern eine Nasenlänge voraus ist. So geschehen vor Jahresfrist beim Gold.

Der jüngste Rückschlag an den Aktienmärkten erwischte die Strategen des Portfolio Strategy Research von Goldman Sachs allerdings auf dem falschen Fuss. Sowohl auf einen Horizont von drei als auch von zwölf Monaten raten sie der eigenen Anlagekundschaft schon seit längerer Zeit dazu, Aktien innerhalb des Wertschriftenportfolios überzugewichten.

Wenig überraschend brechen die Experten nun eine Lanze für die Aktienmärkte und das auf beide Anlagehorizonte. Auf drei Monate zeigt man sich bei Goldman Sachs sogar noch überzeugter als bisher.

Risikoprämie bleibt attraktiv hoch

Die Strategen rechnen mit einer Beschleunigung des Weltwirtschaftswachstums. Eine solche werde sich früher oder später auch bei den Unternehmensgewinnen sowie bei den Dividenden bemerkbar machen. Zwar sei die Bewertung der Aktienmärkte an einem Punkt angelangt, an dem andere Faktoren einsetzen müssten. Vor dem Hintergrund der sich aufhellenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehe von der Bewertung vorerst aber keine Gefahr aus.

Relativ betrachtet halten die Experten die Aktienmärkte sogar für günstig. Die Differenz zwischen der Dividendenrendite und den Realzinsen an den Anleihenmärkten liege noch immer eine Standardabweichung über dem historischen Durchschnitt. Und auch die zwischen 5,1 Prozent in den USA und 8,2 Prozent in Asien ohne Japan liegende Risikoprämie für Aktien bleibe attraktiv hoch.

Auf Aktien aus Europa und Japan setzen

Auf einen Anlagehorizont von drei Monaten stufen die Strategen den japanischen Aktienmarkt zwar von "Übergewichten" auf "Neutral" zurück. Auf zwölf Monate bleiben die Experten allerdings zuversichtlich und raten der Anlagekundschaft auf Aktien aus Europa und Japan zu setzen.

Der amerikanische Aktienmarkt wird hingegen weiterhin mit "Untergewichten" eingestuft. Die wirtschaftliche Wachstumsverlangsamung der letzten Jahre habe nie Einzug in die Entwicklung amerikanischer Aktien gefunden. Deshalb sei das Aufwärtspotenzial im Falle einer Erholung des Umfelds geringer als in anderen Märkten.

Den Stoxx Europe 600 Index sehen die Strategen auf einen Anlagehorizont von 12 Monaten bei 375 Zählern, was einem Aufwärtspotenzial von 12 Prozent entspricht. Das Aufwärtspotenzial für den amerikanischen S&P-500-Index wird mit 4 Prozent auf 1‘950 Punkte und das des japanischen Topix Index mit 26 Prozent auf 1‘450 Zähler angegeben.