Im vierten Quartal sackte der Betriebsgewinn (Ebitda) auf 839 Millionen Dollar ab, wie die weltweit zweitgrösste Container-Reederei am Donnerstag mitteilte. Ein Jahr zuvor, als die Branche noch von der Corona-Sonderkonjunktur profitierte, war es mit rund 6,6 Milliarden fast das Achtfache gewesen. Auch für 2024 rechnet Maersk wegen inzwischen entstandener Überkapazitäten mit deutlich niedrigeren Gewinnen.

Die derzeit wegen der Suezkanal-Krise steigenden Frachtraten seien nicht nachhaltig, machte Maersk-Chef Vincent Clerc klar. «Sobald wir wieder durch den Suezkanal fahren, werden die Preise sofort fallen», sagte Clerc. Vorerst gelte seinem Konzern eine Passage des Suezkanals aber als zu gefährlich. Im Januar sei ein Versuch gescheitert, die Fahrten über die kürzeste Seeverbindung zwischen Asien und Europa wieder aufzunehmen. Maersk sei von der US-Marine signalisiert worden, dass sie nicht für eine sichere Fahrt durch das Seegebiet in Nahost garantieren könne.

Nach Angriffen von Huthi-Rebellen aus dem Jemen auf Frachter im Roten Meer haben Grossreedereien seit Mitte Dezember ihre Schiffe um die Südspitze Afrikas umgeleitet. Inzwischen plant die EU zwar einen Einsatz zum Schutz von Handelsschiffen, an dem sich Deutschland mit der am Donnerstag ausgelaufenen Bundeswehr-Fregatte «Hessen» beteiligen will. Vorerst führen die Umleitungen von Frachtern jedoch zu Verzögerungen und steigenden Kosten, bringen den Reedereien aber auch höhere Kundengebühren.

Maersk-Chef: Lage überhaupt nicht mit Corona zu vergleichen

Maersk-Chef Clerc sagte allerdings, die Verwerfungen durch die angespannte Sicherheitslage im Roten Meer würden aber nicht im Entferntesten dem ähneln, was in der Container-Schifffahrt während der Pandemie passiert sei. Dieses Mal komme es lediglich zu längeren Transitzeiten. Während Corona hätten dagegen Lockdown-Massnahmen, Engpässe und eine grössere Kundennachfrage die Schifffahrt völlig auf den Kopf gestellt. Dominierend für das laufende Geschäft seien vielmehr Probleme wegen der Überkapazitäten, die 2024 voll zum Tragen kämen. Sie würden noch 2025, möglicherweise auch noch 2026 zu spüren sein.

Wegen der Suezkanal-Problematik sei die Prognose für 2024 mit grossen Unsicherheiten behaftet, erklärte Maersk weiter. Je nach dem, ob die Krise nur noch ein Quartal oder das ganze Jahr andauere, sei mit einem Ebitda zwischen einer Milliarde und sechs Milliarden Dollar zu rechnen. Die Geschäfte von Maersk mit seinen Hunderten Schiffen gelten als Barometer für den Welthandel.

Gewinn brach auch bei künftigen Partner Hapag-Lloyd ein

Obwohl die von Maersk genannten Überkapazitäten schon vorher bekannt waren, hatten Investoren die Branche zuletzt mit Wohlwollen gesehen. Sie setzten darauf, dass durch die Suezkanal-Krise wieder steigende Frachtraten die Gewinne der Reedereien erneut nach oben treiben. Die klare Aussage von Maersk-Chef Clerc machte diese Hoffnung vorerst zunichte.

Die Maersk-Aktien gaben deshalb an der Börse 16 Prozent nach. Die Titel des kleineren Rivalen Hapag-Lloyd zog es zehn Prozent mit in die Tiefe. Deutschlands grösste Reederei hatte bereits Ende Januar einen Gewinneinbruch wegen niedrigerer Frachtraten gemeldet. Konzernchef Rolf Habben Jansen geht davon aus, dass die Hapag-Lloyd-Flotte das Rote Meer wegen Sicherheitsrisiken möglicherweise noch monatelang umfahren muss.

Selbst wenn die Maersk-Schiffe ein Jahr zu derartigen Massnahmen gezwungen würden, gebe es weiterhin Überkapazitäten und Druck auf die Preise, betonte Maersk-Chef Clerc. «Wir werden sehen, dass es auf der Welt zu viele Schiffe gibt für die Zahl der zu transportierenden Container.»

Maersk steht vor einer Partnerschaft mit Hapag-Lloyd, der Nummer Fünf der internationalen Containerschifffahrt. Der dänische und der deutsche Konzern hatten unlängst angekündigt, ab Februar 2025 in dem neuen Flottenpool-Bündnis «Gemini» zusammenarbeiten zu wollen. Bis Januar 2025 ist Maersk bei diesen in der Branche üblichen und von den Wettbewerbsbehörden geduldeten Kooperationen noch mit dem Branchenprimus MSC aus der Schweiz verbandelt, Hapag-Lloyd mit drei asiatischen Reedereien.

(Reuters)