Wenn die Chefs eines börsenkotierten Konzerns Aktien des eigenen Unternehmens traden, umweht dies ein bisschen der Hauch von Insiderhandel. So ein Vorgang ist allerdings völlig legal: Gerade um ein Mass an Transparenz zu erreichen, müssen solche Geschäfte der Börse SIX gemeldet werden.

Managementtransaktionen können aber viel über den Zustand eines Unternehmens aussagen. Wer, wenn nicht Verwaltungsräte und Geschäftsleitungsmitglieder, sollte wissen, wie es um einen Konzern steht?

In den vergangenen Wochen zeigten sich bei einer Reihe von Schweizer Unternehmen interessante Chefgeschäfte – auch deswegen, weil das Gros der Schweizer Unternehmen über den Sommer Zahlen zum Geschäftsverlauf und Ausblicke für die nächsten Monate vorgelegt haben.

Nicht überall wurden gute Resultate registriert. In Sachen Zukäufe sind durch Auswertungen von cash.ch folgende Unternehmen aufgefallen:

DKSH erwartet bessere Monate

Einträge zu Managementtransaktionen häufen sich bei DKSH schon seit Anfang 2018. Von Mitte Juli bis vor Mitte Juli kauften nun eines oder mehrere Mitglieder des Verwaltungsrates oder der Geschäftsleitung (namentlich werden die Urheber der Managementtransaktionen von der SIX nicht aufgeführt) zwölf Mal Aktien des Handelsdienstleisters. Dabei wurden für etwa 5,5 Millionen Franken Aktien erworben.

Im fraglichen Zeitraum hat der Kurs der DKSH-Aktie rund 17 Prozent an Wert verloren. Der Grund: Am 16. Juli legte das Unternehmen Zahlen vor und vermeldete einen Gewinnrückgang im ersten Halbjahr 2019. Dieser ging zum einen auf einen Spartenverkauf in China und andererseits auf Restrukturierungskosten zurück. Das alte Asienhandelshaus DKSH, das heute als Marktbegleitungsdienstleister für Unternehmen in Asien auftritt, stellt ein besseres zweites Halbjahr in Aussicht.

So gesehen können die Managementkäufe dahingehend interpretiert werden, als dass in der Führungsetage konsequent auf eine Verbesserung des Geschäfts gesetzt wird. Verkäufe durch Topmanager wurden der SIX in den vergangenen sieben Wochen nicht gemeldet.

Vontobel mit grösster Einzeltransaktion

Bei der Zürcher Privatbank fand der grösste Einzelkauf seit Anfang Juli statt, welcher bei der SIX in Form einer Meldung eingegangen ist. Am 26. Juli kaufte ein Verwaltungsratsmitglied Aktien für knapp 16 Millionen Franken. Tags drauf wurden noch einmal Aktien für 100'000 Franken erworben.

Am 25. Juli hatte Vontobel das Halbjahresergebnis mit guten Wachstumsdaten, aber weniger Gewinn publiziert. Der Kurs der Aktie hat seitdem 9,5 Prozent verloren. Gut möglich ist, dass jemand dem Markt signalisieren will, dass die Aktie weiter Potential habe.

Oder dann, eine Einstiegschance witterte: In den vergangenen 13 Monaten hat die Vontobel-Aktie rund 30 Prozent verloren. Davor allerdings war sie eine der erfolgreichsten Schweizer Bankaktien gewesen.

Kapitalerhöhung bei Lalique löst Kauf aus

Beim Parfüm- und Luxusgüterunternehmen Lalique - ehemals Arts & Fragrance - wurden im Juli für über 10 Millionen Franken Aktien erworben. Zuvor waren im Juni auch Aktien für 14 Millionen Franken verkauft worden. Dabei handelte es sich um eine Transaktion, die ad hoc auch publiziert wurde: Mehrheitsaktionär und Verwaltungsratspräsident Silvio Denz verkaufte einen Teil seiner Anteile der indischen DS Group.

Der Kauf im Juli wiederum erklärt sich durch Bezugsrechte im Zusammenhang mit einer Kapitalerhöhung, die Anfang des Monats durchgeführt wurde. Der Kurs der Lalique-Aktie steht im Vergleich von vor zwei Monaten um 20 Prozent tiefer. Dies ist bei Kapitalerhöhungen nicht unüblich.

Managementzukäufe von eigenen Aktien im Umfang von über einer Million Franken wurden in den vergangenen Wochen auch bei Kühne+Nagel, Bossard, Rieter und Dufry gemeldet.

Interessant für Anleger ist Bossard. Hier kaufte zwischen der Bekanntgabe des Halbjahresumsatzes Anfang Juli und der Präsentation der vollständigen Rechnung vergangene Woche jemand in sechs Schritten eigene Titel. Das könnte ein positives Signal sein. Denn der Titel des Schraubenspezialisten und Tesla-Zulieferers hat sich seit Anfang 2018 an der Börse fast halbiert. 

Millionenverkäufe bei gut laufenden Titeln

Gleichzeitig stiessen auch viele Schweizer Manager Aktien ihrer Firmen ab. Diese Aktiengeschäfte der Firmenlenker sind nicht leicht zu lesen. Verkauft werden können Aktien ja auch, um Geld für private Ausgaben zu erhalten oder weil Haltefristen ablaufen.

Auf einen Schlag für 58,2 Millionen Franken veräusserte vergangene Woche ein Verwaltungsrat oder Geschäftsleitungsmitglied von PSP Swiss Property Aktien. Wie das Gros der Schweizer Immobilientitel lief die Aktie gut. Sie hat allein seit Anfang 2019 einen Drittel hinzugewonnen. Hier stehen offenbar Gewinnmitnahmen im Vordergrund.

Bei Richemont wurden für über 5 Millionen Franken Aktien verkauft. Der Titel hat zwischen Januar und Anfang August um 35 Prozent zugelegt, in der jüngsten Marktverwerfung aber wieder deutlich verloren. Beim Versicherer Zürich, dessen Aktie im Bereich von Mehrjahreshochs steht, trennte sich ein Manager vor einigen Tagen von Aktien für 2,6 Millionen Franken. 

Bei Lindt&Sprüngli wiederum wurden aus dem Aktienbesitz der Führungscrew seit Anfang Juli 16 separate Verkäufe von Partizipationsscheinen gemeldet, die sich auf über 18 Millionen Franken summieren. Zum einen verkaufen die Chefs des Schokoladenkonzerns häufig Aktien – auf der anderen Seite liegen auch hier die Partizipationsscheine seit Jahresanfang um 21 Prozent im Plus. Verkäufe von Aktien durch Mitglieder des Managements wurden in den vergangenen Wochen indessen keine gemeldet.

AMS-Chefs sorgten schon für Aufsehen

Managementtransaktionen beim Sensorhersteller und Apple-Zulieferer AMS haben schon oft für Aufsehen gesorgt, so etwa im März 2018. Damals hatten Führungskräfte kurz vor einer Gewinnwarnung mit anschliessendem steilen Kursabsturz firmeneigene Aktien verkauft (cash berichtete).

Der Kurs der AMS-Aktie in den vergangenen 24 Monaten (Grafik: cash.ch). 

Der Aktienkurs des Unternehmens ist volatil. Das Geschäft sowie die hohe Abhängigkeit von Apple lassen zum Teil wenig zuverlässige Prognosen zu. Umso mehr versuchen Anleger bei dieser stark beachteten Aktie, auch aus Managementtransaktionen Hinweise zu erhalten.

Auch im Zusammenhang mit dem Bieterrennen um Osram, in das AMS nach etwas Hin und Her eingestiegen ist, wird am Markt über Managementtransaktionen gemunkelt. Die in den vergangenen Wochen einzige gemeldete Bewegung seit dem Februar allerdings ist ein Vorgang Ende Juli, wo ein Verwaltungsrat oder Geschäftsleitungsmitglied für 750'000 Franken Titel abstiess.