Die Schweizerische Nationalbank (SNB) erhöhte trotz Finanzmarktturbulenzen am Donnerstag die Leitzinsen um 50 Basispunkte auf 1,5 Prozent. Dies, nachdem die US-Notenbank Fed am Mittwochabend den Schlüsselsatz um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent angehoben hatte.

Mit der Zinserhöhung wirke man dem nochmals gestiegenen Inflationsdruck entgegen, sagte SNB-Chef Thomas Jordan an einer Medienorientierung in Zürich. "Es ist nicht auszuschliessen, dass zusätzliche Zinserhöhungen nötig sein werden, um die Preisstabilität in der mittleren Frist zu gewährleisten."

"Die SNB klingt deutlich aggressiver als erwartet", sagte Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin. "Wir erwarten eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte im Juni." Während das Wachstum der Konsumentenpreise in der Schweiz weniger als Hälfte des umliegenden Euroraums ausmacht und im internationalen Vergleich niedrig ist, haben eine unerwartete Beschleunigung im Februar und Sorgen über einen potenziellen Lohndruck die Besorgnis der SNB-Beamten gesteigert."

Saron-Hypothek dürfte sich weiter verteuern - Sparzinsen steigen

Diese aggressivere Haltung der SNB hat sich am Markt bereits ausgewirkt: Dieser rechnet mit einer weiteren Erhöhung um 0,25 Prozent, bevor die SNB gemäss den 2-jährigen-Anleiherenditen die Zinsen rasch wieder senken wird. Die Rendite der 1-jährigen Schweizer Bundesobligation steht bei 1,7 Prozent, wohingegen diejenige der 2-jährigen bei knapp 1 Prozent steht. 

Bis vor den Credit-Suisse-Turbulenzen wurde erwartet, dass die SNB Leitzins bis im Herbst auf 2,50 Prozent erhöhen könnte. Dass jetzt der Zinserhöhungszyklus bei knapp 1,75 Prozent einen Höhepunkt findet, ist insbesondere für viele Immobilienbesitzer in der Schweiz bedeutsam. Eine Saron-Hypothek dürfte damit im Hoch ab gut 2,25 Prozent erhältlich sein - bei einer Marge von 0,5 Prozentpunkten.

Erfreulicher für viele Schweizerinnen und Schweizer ist wohl, dass erste Finanzinstitute ihre Zinssätze auf Spar- und Vorsorgekonten erhöhen. So bietet Postfinance neu einen Zins von 0,7 Prozent bei einem Guthaben unter 50'000 Franken an, nach 0,4 Prozent zuvor. Sparerinnen und Sparer erhalten bei der Zuger Kantonalbank neu 0,9 Prozent Zins. 

Weniger erfreulich ist hingegen, dass die SNB eine Inflation von 2,6 Prozent für 2023 prognostiziert. Sparerinnen und Sparer verlieren trotz Zinsanhebungen durch die Finanzinstute auch 2023 weiterehin real gesehen Geld. 

ManuelBoeck
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