Es ist die Nachricht des Tages: Das UPC-Mutterhaus Liberty Global macht den Aktionären des Rivalen Sunrise ein unwiderstehliches Angebot. Die Briten bieten 110 Franken je Aktie – und dies in bar. Der langjährige Sunrise-Ankeraktionär Freenet hat sich bereits dazu verpflichtet, seine 24-Prozent-Beteiligung anzudienen.

Dass mindestens zwei Drittel aller Aktien angedient werden, gilt in den Handelsräumen hiesiger Banken angesichts der attraktiv hohen Prämie (plus 32 Prozent gegenüber dem Durchschnittskurs der letzten 30 Tage) als sicher.

Noch unklar ist, ob diese Übernahme auch sämtliche wettbewerbsrechtlichen Hürden nimmt. Denn schliesslich verleibt sich das UPC-Mutterhaus die Nummer zwei im Mobilfunkmarkt Schweiz ein. Sollte die Eidgenössische Wettbewerbskommission WEKO den beiden Unternehmen ihren Segen erteilen, muss sich die Swisscom als Marktführerin wohl warm anziehen. Zumindest die Bank Vontobel hält grünes Licht seitens der WEKO für wahrscheinlich und erhöht ihr Kursziel für die Sunrise-Aktie auf 110 (zuvor 90) Franken. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Buy".

Die Gangart unter den hiesigen Telekommunikationsanbieter dürfte künftig härter werden, so verlautet aus Branchenkreisen. Ob das einstige Monopolunternehmen auch schon im zurückliegenden zweiten Quartal mit einem intensiveren Wettbewerb zu kämpfen hatte, dürfte die Ergebnisveröffentlichung vom morgigen Donnerstag zeigen. Eher versöhnliche Töne schlägt die Zürcher Kantonalbank an. Sie glaubt angesichts des stolzen Übernahmepreises für Sunrise nicht, dass UPC Schweiz nun eine Preisoffensive gegen Swisscom startet. Sie sieht Swisscom während der Integrationsphase kurzfristig sogar Boden gutmachen und stuft die Aktie mit "Übergewichten" ein.

Nicht der erste Versuch, sich zusammenzuschliessen

Während die Sunrise-Aktie zur Stunde um 26 Prozent auf 108,60 Franken zulegt, macht jene von Swisscom anfängliche Kursverluste wett. Angesichts der üppigen Übernahmeprämie gewinnt sie zur Stunde immerhin noch 1,5 Prozent auf 502 Franken.

Es ist nicht der erste Versuch der beiden Telekommunikationsunternehmen, sich zusammenzuschliessen. Ein milliardenschweres Übernahmeangebot von Sunrise für UPC Schweiz scheiterte vergangenen Herbst am Widerstand der Sunrise-Aktionäre. Widerstand ging damals insbesondere vom Sunrise-Ankeraktionär Freenet aus. Die Deutschen gelten nun denn auch als Gewinner hervorgehen. Freenet löste im März 2016 den Finanzinvestor CVC ab und erwarb für rund 73 Franken je Aktie dessen 24-Prozent-Beteiligung.

Rückblickend hat sich der Einstieg bei Sunrise für die Deutschen ziemlich bezahlt gemacht. Die Dividendenzahlungen der letzten Jahre zu den gebotenen 110 Franken hinzugezählt, löst Freenet fast 129 Franken je Aktie.

In den letzten Tagen fiel die Sunrise-Aktie etwas von den Jahreshöchstkursen bei 89,60 Franken zurück. Mit einem Plus von 13 Prozent schneidet sie seit Jahresbeginn jedoch um einiges besser ab als die um 4 Prozent tiefere Aktie von Swisscom.