Die Wechselkursverschiebungen seit dem ersten Januar haben es in sich: Der Schweizer Franken hat sich aufgewertet zum argentinischen Peso (+27,7 Prozent), zur türkischen Lira (+20,4 Prozent), zum amerikanischen Dollar (+10,1 Prozent), zum kanadischen und australischen Dollar (je 5,5 Prozent) oder zum britischen Pfund (+3,2 Prozent).
Als grösster Gewinner gegenüber dem Franken entpuppt sich hingegen die schwedische Krone, welche sich seit Jahresbeginn um mehr als 20 Prozent aufgewertet hat. Die norwegische Krone und der japanische Yen notieren dagegen praktisch unverändert zum Franken. Eher überraschend zeigt sich auch der Euro zum Franken unverändert, obwohl «gefühlt» von einer Euro-Schwäche gesprochen werden kann.
Ein Blick zurück zeigt über die letzten zwei Jahre eine Abwertung der Europäischen Einheitswährung zum Franken. Zu Beginn der Reisezeit Mitte Juni 2023 stand der Euro zum Franken bei 0,97 Franken und Mitte Juni 2024 noch bei 0,95 Franken. Am Donnerstagnachmittag steht der Euro zur hiesigen Devise bei 0,9323 Franken.
Inflation ein gewichtiger Faktor
Neben den Leitzinsen ist die Inflation ein wesentlicher Treiber der Wechselkurse. Der Inflationsschub im Zuge der Pandemie ist weltweit und in Europa zum Teil sehr heftig ausgefallen. Das hat einen wesentlichen Einfluss auf die Preise in einer Feriendestination. Das heisst aber nicht , dass Einkaufen und Urlaub für Schweizerinnen und Schweizer deshalb «teurer» geworden ist, meint Alexander Koch von der Raiffeisen auf Anfrage von cash.ch. «Der Franken hat sich gleichzeitig gegenüber allen Währungen aufgewertet. Damit hat sich die Kaufkraft in Franken gerechnet, trotz hoher Preisanstiege im Ausland, oft sogar verbessert.»
Dies gilt vor allem für die Türkei. Dort sind die Preise für Touristendienstleistungen, wie Hotels oder Restaurants, seit 2019 zwar um über 600 Prozent gestiegen. Aufgrund einer nochmals stärkeren Abwertung der türkischen Lira gegenüber dem Franken ist die Kaufkraft aber gestiegen. Gemäss Eurostat-Daten lag das Preisniveau für Hotels und Restaurants in der Türkei 2019 bei 30 Prozent des Schweizer Niveaus, 2023 bei nur noch gut 20 Prozent.
Nach einer Trendumkehr oder einem Wiedererstarken der türkischen Lira zum Franken sieht es derzeit nicht aus. Der jüngste Abverkauf der türkischen Währung begann Mitte März, als der Istanbuler Bürgermeister Ekrem İmamoğlu wegen Korruptionsvorwürfen verhaftet wurde. Dies löste eine neue Welle politischer und marktbezogener Unsicherheiten aus. Entsprechend hat die Notenbank am Devisenmarkt interveniert und den Tagesgeldzinssatz weiter auf 49,0 Prozent erhöht. Trotzdem hat sich die Lira kaum erholt.
Ein weiterer negativer Aspekt ist, dass die Inflationserwartungen mit der Abschwächung der Lira wieder steigen, schreiben die Experten der Commerzbank in einem Kommentar. Die Inflationsprognose der Zentralbank für Ende 2025 von 24 Prozent ist mittlerweile überholt, der Marktkonsens liegt bei über 30 Prozent - und die Erwartungen der privaten Haushalte liegen gar bei etwa 59 Prozent.
«Der Markt erinnert sich aus früheren Lira-Abwertungsphasen noch genau daran, dass der gewichtete Durchschnittszinssatz 49 Prozent, 50 Prozent oder 60 Prozent betragen kann.» Dies hat jedoch keinen stabilisierenden Einfluss auf den Wechselkurs, solange Zweifel an der Glaubwürdigkeit, Beständigkeit und Unabhängigkeit der geldpolitischen Ausrichtung bestehen, betonen die Commerzbank-Experten.
Wer in die Türkei reist, kann dank der schwachen Währung profitieren. Allerdings gilt dies nur begrenzt für die Hauptstadt Istanbul. Dort sind die Preise deutlich höher als im Rest des Landes, da sich diese stärker an den Preisniveaus in anderen Metropolen orientieren. So kostet ein Big Mac bei McDonalds in der türkischen Grossstadt mit rund acht Franken etwa gleich viel wie in Zürich.
Happige Preissteigerungen in der Eurozone
Gegenüber den meisten Ländern der Eurozone hat sich die Kaufkraft in den letzten fünf Jahren hingegen verschlechtert, allerdings meist nur leicht, meint Koch von Raiffeisen. Die Preisniveaus von Italien und Österreich sind seit Ausbruch der Corona-Krise gemäss Eurostat-Daten jeweils von gut 60 Prozent auf knapp 63 Prozent gestiegen. Spanien blieb relativ unverändert bei 49 Prozent. In Kroatien sind die Preise in der EU am stärksten gestiegen und damit auch das Preisniveau der Hotels und Restaurants im Vergleich zur Schweiz, von 40 Prozent auf 53 Prozent. Das Niveau von 53 Prozent bleibt trotzdem noch tiefer als in vielen anderen Urlaubsländern.
Skandinavische Länder sind im langfristigen Vergleich immer noch relativ teuer. Durch die Währungsabwertungen der letzten fünf Jahre sind dort Urlaube für Schweizer erschwinglicher geworden. Das relative Preisniveau von Schweden zur Schweiz ist von 2019 bis 2023 von 84 Prozent auf 68 Prozent gesunken. Ein Teil davon wurde allerdings mit der Aufwertung der schwedischen Krone zum Franken seit Jahresbeginn wieder korrigiert
USA bleiben ein teures Pflaster
Verreist man weiter weg, hat sich wegen des schwachen japanischen Yen auch die Kaufkraft vor allem für Japan-Urlauberinnen und -Urlauber günstig entwickelt. Hier gaben die Preise von 73 Prozent auf 51 Prozent nach, erklärt der Raiffeisen-Ökonom Koch.
Trump hin oder her. Reisen in die USA sind in den letzten Jahren hingegen weniger erschwinglich geworden, auch wenn die jüngste Schwäche der amerikanischen Währung das Ausmass zu einem Teil reduziert hat.