cash: Herr Kaufmann, die Aktie des Gebäudetechnikers Meier Tobler hat in diesem Jahr bereits über 50 Prozent an Wert eingebüsst: Von 40 Franken am Jahresanfang auf inzwischen unter 19 Franken. Diese Kursentwicklung muss Ihnen wehtun.

Martin Kaufmann: Der massive Kursrückgang tut weh, das ist klar. Denn der Aktienkurs widerspiegelt die Einschätzung des Unternehmenswertes durch die Investoren.

Für einen Schock unter den Anlegern sorgte Anfang Juli die Umsatzwarnung von Meier Tobler verbunden mit einem Dividendenverzicht für die Jahre 2018 und 2019. Ist inzwischen schon etwas Licht am Ende des Tunnels sichtbar?

Wie Sie bereits erwähnt haben, mussten wir im Juli die Umsatzwarnung und den Dividendenverzicht für die nächsten zwei Jahre bekannt geben, weil sich die Geschäfte nicht so entwickelten, wie wir dies vorausgesehen hatten. Wir haben in der Folge intensiv an der Analyse gearbeitet: 'Wie kam es so weit und welches sind nun die richtigen Massnahmen?' Die Massnahmen sind nun in der Umsetzung. Wir sind überzeugt, dass diese richtig sind und auch greifen werden.

Können Sie das etwas genauer erläutern?

Es geht vor allem darum, wieder näher an den Kunden zu rücken und mehr Gesicht zu zeigen. Wir sind anonym geworden, gewisse Kunden-Beziehungen wurden gekappt. Das kann passieren, wenn man zwei Organisationen zusammenlegt. Nun gilt es auch sicherzustellen, dass unsere Leute aufgrund der Anlaufschwierigkeiten nicht zu sehr mit internen Problemen beschäftigt sind, sondern wieder stärker nach aussen wirken können.

Die Dividende wurde vorerst für 2018 und 2019 ausgesetzt. Dürfen die Anleger 2020 wieder eine Ausschüttung erwarten?

Unser klares Ziel ist es, ab 2020 wieder Dividendenausschüttungen vornehmen zu können.

Seit dem Zusammenschluss der ehemaligen Walter Meier mit Tobler Haustechnik, die Anfang Jahr umgesetzt wurde, ist operativ der Wurm drin. War die Fusion womöglich ein Fehler?

Nein, die Fusion war kein Fehler. Ich bin überzeugter denn je, dass der Zusammenschluss Sinn macht. Langfristig wird die Firma erfolgreich sein. Die Märkte sind zwar nicht ganz einfach, es stehen grosse Herausforderungen vor der Türe. Themen wie die Energiewende, die Digitalisierung, aber auch ein gewisser Volumendruck werden uns beschäftigen. Wenn wir die Fusion erst einmal umgesetzt haben, werden wir eine viel bessere Ausgangslage haben, als die beiden Unternehmen alleine gehabt hätten.

Hat es während des Fusionsprozesses Dinge gegeben, die Sie im Nachhinein vielleicht anders machen würden?

Grundsätzlich würde ich alles nochmals ähnlich machen. Es gibt immer Dinge, die man im Nachhinein vielleicht anders machen würde. So ist es im Leben. Wichtig ist, dass wir in den Grundüberlegungen keinen Kardinalfehler gemacht haben. Vielmehr sind es verschiedene kleine Probleme, die nicht auf einen Schlag gelöst werden können. Wir packen jetzt eins nach dem anderen an.

Durch die Fusion soll es zahlreiche Synergien geben, die heute noch nicht sichtbar sind. Ab wann werden diese greifen?

Die Synergien auf der Kostenseite sehen wir zum Teil bereits heute. Was wir uns als Sparziel setzten, haben wir auch erreicht. Nur wird das über das fehlende Volumen und somit über den fehlenden Deckungsbeitrag wieder wegkompensiert. Währungsbedingt wird ebenfalls ein Teil der Synergiegewinne aufgefressen. Aber der angedachte Synergie-Case geht auf. Jetzt geht es darum, auf der operativen Seite die Umsätze wieder zu stabilisieren und mittelfristig steigern zu können.

Kann die Durststrecke noch Jahre andauern?

Von Jahren würde ich nicht sprechen. Aber heute kann ich noch keine Aussage zur Dauer machen.

Schaut man die Wirtschaftslage an, so erlebt die Baubranche einen Boom, der sich in den nächsten Quartalen wieder etwas eintrüben könnte. Wird das Meier Tobler negativ zu spüren bekommen?

Nach wie vor herrscht in der Baubranche Hochkonjunktur. Das wird auch mindestens die nächsten 12 bis 18 Monate weiter anhalten, wie die hohe Zahl der aktuellen Baubewilligungen beweist. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Konjunktur künftig rückläufig sein wird. Bald dürfte dafür der Sanierungsmarkt besser in Fahrt kommen. Dieser war die letzten Jahre sehr schleppend. Dort sind wir gut aufgestellt und müssen, solange der Bauboom noch anhält, unsere Hausaufgaben machen. Anschliessend können wir dann eine Eintrübung im Bausektor durch einen besseren Sanierungsmarkt kompensieren.

Was spricht derzeit aus Anlegersicht für einen Einstieg bei der Meier-Tobler-Aktie?

Ich bin kein Anlageberater. Was ich aber sagen kann: Der Markt für die Haustechnik im Allgemeinen hat aufgrund der vom Volk im Jahr 2017 verabschiedeten Energiestrategie 2050 eine ausgezeichnete Perspektive. Und die spezifische Ausgangslage von Meier Tobler mit dem neuen Setup ist ebenfalls vielversprechend.

Das Interview mit Martin Kaufmann wurde am Rande der Small- und Midcap-Konferenz Investora 2018 von letzter Woche in Zürich geführt.