Der Dax-Konzern Merck geht dazu eine milliardenschwere Partnerschaft mit dem US-Softwarehaus Valo Health ein. Die Vereinbarung umfasst eine Vorauszahlung sowie mögliche Meilensteinzahlungen von insgesamt mehr als drei Milliarden Dollar, wie Valo Health am Donnerstag mitteilte. Zusätzlich sind Lizenzgebühren und Forschungsgelder vorgesehen. Gemeinsam wollen die Partner mithilfe von Valos KI-Plattform neue Angriffspunkte für Medikamente gegen Parkinson und verwandte Erkrankungen identifizieren und schnellstmöglich präklinische Wirkstoffkandidaten entwickeln.

«Unsere Forschung richtet sich auf Patienten, für die es bislang keine ausreichende Behandlung gibt», erklärte Amy Kao, globale Leiterin der Neuro- und Immunologieforschung bei Merck. «Die KI-gestützten Plattformen von Valo Health, die menschliche Daten nutzen, werden dazu beitragen, die Auswahl von Zielstrukturen zu verbessern und die Wirkstoffentdeckung zu beschleunigen.» Valo Health greift dabei nach eigenen Angaben auf mehr als 17 Millionen anonymisierte Patientendaten zurück.

Für Merck ist es ein Neubeginn in einem für den Konzern schwierigen Gebiet. 2006 scheiterte der damalige Hoffnungsträger Sarizotan in einer entscheidenden Studie – ein damals schwerer Rückschlag für die Forschungspipeline. Fünf Jahre später gab Merck auch die Rechte am Parkinson-Mittel Safinamid an den Entwicklungspartner Newron zurück und begründete dies mit einem geringeren Marktpotenzial. Newron schloss die Entwicklung später jedoch erfolgreich ab – das Mittel ist heute in der EU und den USA zugelassen.

Die Partnerschaft unterstreicht Mercks Bemühungen, seine Medikamenten-Pipeline nach einer längeren Durststrecke mit mehreren Forschungsrückschlägen aufzufüllen. Nachschub ist für die Darmstädter essenziell, da sich mit dem Krebsmittel Pimicotinib und Cladribin zur Behandlung der Autoimmunerkrankung Myasthenia gravis nur zwei Wirkstoffe im späten Entwicklungsstadium befinden. Erst in diesem Jahr hatte sich der Konzern für drei Milliarden Euro mit der US-Biotechfirma Springworks verstärkt, um das Krebsgeschäft auszubauen.

Der neue Partner Valo Health ist in der Parkinson-Forschung bereits aktiv. Das US-Unternehmen hatte erst im September einen Forschungszuschuss von der Michael-J.-Fox-Stiftung erhalten, die damit die Suche nach neuen Zielstrukturen für Medikamente vorantreiben will. Valo wurde dabei für seine Expertise bei der Analyse grosser Datensätze von Menschen mithilfe von KI ausgewählt.

Parkinson ist nach Alzheimer die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung, in Deutschland sind rund 400.000 Menschen betroffen. Weltweit dürfte die Zahl der Patienten bis 2050 von mehr als zehn auf gut 25 Millionen steigen. Das Analysehaus GlobalData erwartet, dass der Markt für Parkinsonmedikamente in den sieben wichtigsten Märkten bis 2033 auf sieben Milliarden Dollar wächst. Das wäre fast eine Verdopplung innerhalb von zehn Jahren.

(Reuters)