Das Ministerium sei sich der schwierigen Lage dieses Unternehmens und der Solarindustrie in Deutschland sehr bewusst. Über Details der Gespräche könne er keine Auskunft geben, sagte der Sprecher von Wirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch. Allgemein gelte, dass die Bundesregierung die Solarindustrie in Deutschland und Europa stützen wolle.

Meyer Burger erwägt nach eigenen Angaben, sein Werk im sächsischen Freiberg zu schliessen. Eine endgültige Entscheidung müsste bis Mitte Februar getroffen werden, teilte das Unternehmen mit - «sofern keine ausreichenden Massnahmen zur Herstellung fairer Wettbewerbsbedingungen in Europa, etwa durch Resilienzmassnahmen, ergriffen werden».

Meyer Burger plant Schliessung in Deutschland

Meyer Burger könnte eins der grössten europäischen Solarmodulwerke in Sachsen schliessen und seinen Schwerpunkt in die USA verlegen, nachdem der Preisverfall in der Branche zu einem Finanzloch geführt hat. Für seinen Umbau braucht der Schweizer Hersteller eine Kapitalerhöhung, was zu einem Kurseinbruch an der Börse führte.

Eine endgültige Entscheidung über die Aufgabe des Werks in Freiberg mit rund 500 Mitarbeitern ist für die zweite Februarhälfte geplant, teilte der Solarhersteller aus Thun im Berner Oberland am Mittwoch mit. Die Fabrik könnte bereits im April geschlossen werden.

Meyer Burger rechnet mit einem Finanzierungsbedarf von rund 450 Millionen Franken, bis das Unternehmen im Jahr 2025 einen positiven Cashflow erzielt. Für 2023 wird mit einem Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von mindestens 126 Millionen Franken gerechnet. Neues Eigenkapital könnte über eine Bezugsrechtsemission, Privatplatzierungen und andere Wege aufgebracht werden.

Verwässerungsbefürchtungen brachten Meyer Burger in Zürich unter Druck; die Aktie brach um bis zu 47 Prozent ein und handelten zuletzt noch 27 Prozent schwächer bei 0,0957 Franken, der tiefste Stand seit 2020. Damit haben die Papiere in dem noch jungen Jahr schon 51 Prozent an Wert verloren.

Die Preise für Solarmodule in Europa sind im vergangenen Jahr eingebrochen, nachdem chinesische Produkte den Markt überschwemmt hatten. Dieses «Dumping» hat zur Folge, dass es in Europa «keinen fairen Markt» gibt, sagte Vorstandsvorsitzender Gunter Erfurt in einer Telefonkonferenz. Von Indien verhängte Handelsschranken und ein US-Importverbot für chinesische Paneele, die im Verdacht stehen, in Zwangsarbeit hergestellt worden zu sein, führten dazu, dass Module nach Europa umgeleitet wurden.

Dagegen habe der Inflation Reduction Act die USA zum «attraktivsten Markt» für dortige Photovoltaik-Unternehmen gemacht, sagte Meyer Burger. «Sie sorgen dafür, dass sich Unternehmen schnell niederlassen können», sagte der CEO in der Telefonkonferenz. «Wir werden ermutigt, sehr schnell zu wachsen. Auch die Kunden dieser Produkte werden unterstützt.»

Die Europäische Union will einheimischen sauberen Technologien den Vorzug geben, aber weniger als 2 Prozent der Nachfrage wird durch Solarprodukte aus der Region gedeckt, während etwa 90 Prozent der Komponenten aus China stammen. Die Branche wartet auf eine ähnliche Unterstützung durch die Politik wie das Paket der EU-Kommission für den angeschlagenen Windkraftsektor.

(AWP/Bloomberg)