Nach vorläufigen Zahlen erwartet Meyer Burger für das zurückliegende Geschäftsjahr 2023 einen Umsatz von rund 135 Millionen Franken. Operativ erwartet das Unternehmen einen Verlust auf Stufe EBITDA in Höhe von mindestens 126 Millionen Franken. Grund für das schlechte Ergebnis seien Marktverzerrung in Europa, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch.

Aufgrund der sich verschlechternden Rahmenbedingungen in Europa sieht sich Meyer Burger dazu veranlasst, die Modulproduktion im deutschen Freiberg einzustellen. Bis zu 500 Beschäftigte könnten dort ihren Job verlieren. Die Schliessung könnte bereits Anfang April 2024 erfolgen. Die endgültige Entscheidung werde jedoch erst in der zweiten Februarhälfte 2024 getroffen, heisst es.

Nicht betroffen von Schliessungen sei die Solarzellproduktion in Thalheim. Dagegen soll das Wachstum im US-Geschäft weiter vorangetrieben werden. Ferner habe Meyer Burger Gespräche mit potenziellen strategischen Partnern aufgenommen, um die Vermarktung der Technologie zu beschleunigen.

Neues Kapital notwendig

Die Cash-Position kam zum Jahresende 2023 bei lediglich rund 150 Millionen Franken zu liegen, heisst es weiter. Nach aktuellen Prognosen benötigt das Unternehmen jedoch Barmittel in Höhe von ca. 450 Millionen Franken, um einen positiven Cashflow zu erzielen. Hierzu stellte das Unternehmen verschiedene Finanzierungsmöglichkeiten in Aussicht.

So sei Meyer Burger etwa in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz über eine von Euler Hermes gedeckte Exportfinanzierung. Ferner habe das Unternehmen die erste Prüfphase für einen Advanced Manufacturing Production Credit sowie ein Darlehen des US-Energieministeriums erfolgreich durchlaufen. Auch Eigenkapitalfinanzierung- etwa eine Bezugsrechtsemission, Privatplatzierungen oder andere Formen eigenkapitalbasierter Finanzierung - seien weitere Optionen, heisst es.

Entscheidung in zweiter Februarhälfte

Bereits Anfang April sollen die Lichter in Freiberg ausgehen. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch noch für die rund 500 Angestellten und den Solarstandort Europa. Die finale Entscheidung für die Schliessung wolle Meyer Burger erst in der zweiten Februarhälfte fällen. Sollten sich bis dahin substanzielle Verbesserungen der Rahmenbedingungen abzeichnen, könnte die Entscheidung noch zurückgenommen werden.

In diesen Zeitraum fallen dann auch noch zwei wichtige politische Entscheide in Deutschland. Neben dem Bundeshaushalt soll auch das «Solarpaket» zum Ausbau der Solarenergie im deutschen Bundestag verabschiedet werden.

Meyer Burger-Chef Gunter Erfurt wollte sich jedoch nicht an Spekulationen über die möglichen Ergebnisse der politischen Diskussionen beteiligen. Unter den aktuellen Voraussetzungen sei die Schliessung unumgänglich, betonte er.

Rettungsanker USA

Da die Rahmenbedingungen in Europa für Meyer Burger offensichtlich nicht stimmen, will der Konzern in Zukunft alles auf die Karte USA setzen. Hier sei die Industrie deutlich besser gegen das Dumping aus China geschützt. Auch gebe es mehr Förderung von staatlicher Seite.

Die Investitionen in den USA hat Meyer Burger schon vor einigen Jahren aufgegleist. So soll die Produktion am neuen Werk in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona wie geplant im zweiten Quartal 2024 anlaufen. Ende 2024 ist dann auch der Produktionsstart am Solarzellwerk in Colorado Springs geplant.

Die Wachstumsaussichten in den USA seien nach wie vor intakt bzw. hätten sich sogar weiter aufgehellt, hob Meyer Burger-Chef Erfurt hervor. Die Bücher des Unternehmen seinen gut gefüllt und teilweise gingen die Bestellungen bis ins Jahr 2030 hinein.

Aktien brechen ein

Trotz des Hoffnungsschimmers in den USA kam die Nachricht an den Börsen nicht gut an. Die ohnehin zuletzt schon stark gebeutelten Aktien brachen nach der Ankündigung regelrecht ein. Bei Analysten war sogar von der Möglichkeit eines «Totalausfalls» die Rede.

Für den Ausbau der weiteren Aktivitäten braucht das Unternehmen nämlich auch mehr Geld. Aktuell schätzt das Management den Kapitalbedarf auf rund 450 Millionen Franken. Neben Krediten steht auch eine Kapitalerhöhung im Raum, was die Aktien zusätzlich belastet.

Um die Mittagszeiten stehen die Papiere knapp 40 Prozent im Minus bei nur noch etwas über 8 Rappen. Seit Jahresanfang haben sie sich damit mehr als halbiert. Im Vergleich: Vor einem halben Jahr kosteten sie noch mehr als 60 Rappen.

(cash/AWP/Reuters)