Micron hat dank des Booms bei Künstlicher Intelligenz (KI) eine überraschend hohe Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Quartal abgegeben. Der US-Speicherchip-Hersteller aus Boise im Bundesstaat Idaho verwies auf die hohe Nachfrage nach seinen HBM-Chips (High-Bandwidth Memory), die in KI-Hardware zum Einsatz kommen. Micron rechnet mit Erlösen von 18,7 Milliarden Dollar plus/minus 400 Millionen Dollar, wie er am Mittwoch nach US-Börsenschluss mitteilte. Analysten hatten LSEG-Daten zufolge im Schnitt mit 14,2 Milliarden Dollar gerechnet. Zudem rechnet Micron mit einem bereinigten Gewinn von 8,42 Dollar je Aktie, plus/minus 20 Cent. Analysten hatten LSEG-Daten zufolge mit 4,78 Dollar je Aktie gerechnet.

Die Micron-Aktie legte im nachbörslichen Handel um 14 Prozent zu.

Der US-Konzern will sich künftig auf margenstarke Hochleistungsspeicher für KI konzentrieren. Daher zieht sich das Unternehmen aus dem Endverbrauchergeschäft mit Speicherchips für PCs oder Smartphones zurück. Analysten begrüssen diesen Schritt, weil dieser Geschäftsbereich vergleichsweise wachstumsschwach sei.

Die Entscheidung von Micron fällt in eine Zeit wachsender Angebotsengpässe bei Speicherchips, sowohl für KI-Server als auch für klassische Rechner sowie Mobiltelefone. Der Bauboom bei KI-Rechenzentren treibt die Nachfrage nach Halbleitern in die Höhe. Japanische Elektronikhändler begrenzen aus diesem Grund den Verkauf von Festplatten je Kunde. Smartphone-Hersteller warnen vor Preiserhöhungen. Einigen Volkswirten zufolge könnte das knappe Angebot die Inflation anheizen und die geplanten Investitionen in KI-Infrastruktur verzögern.

Zu den weltweit grössten Speicherchip-Anbietern gehören neben Micron die beiden südkoreanischen Konzerne Samsung und SK Hynix. Alle drei Unternehmen wollen ihre Produktion ausbauen. Bei den beiden Letzteren ist jedoch unklar, wie sich die zusätzlichen Kapazitäten auf die für KI benötigten sogenannten HBM- und klassischen Speicherchips verteilen. HBM bezeichnet leistungsstarke Chips, die Daten sehr schnell zwischenspeichern und wieder ausgeben können. Sie werden in KI-Rechenzentren benötigt. Dem Micron-Rivalen SK Hynix zufolge wird der Markt für HBM-Chips bis 2030 jährlich um 30 Prozent wachsen. 

(Reuters)