Ob Hersteller von Solarpanels, Windturbinen oder E-Autos: Mit Investitionen in Aktien im Bereich Erneuerbare Energie von Meyer Burger bis Siemens Gamesa haben Anleger in den letzten zwei Jahren viel Geld verloren. Die Suche nach profitablen Firmen in diesem Sektor fühlt sich deshalb wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen an. 

Nach der jüngsten Konsolidierungsphase drängt sich mit Burckhardt Compression ein Industrieunternehmen auf, welches wie kein zweites Schweizer Unternehmen die Zukunft Wasserstoff verkörpert. Burckhardt Compression profitiert von einem strukturellen Wachstum durch stark steigende Investitionen in die Energiewende, schreibt Martin Hüsler, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank, in einer Branchenstudie von letzter Woche. Er empfiehlt den Titel, der aktuell bei 514 Franken notiert, mit einem fairen Wert von 630 Franken zum Kauf. Das ergibt ein Aufwärtspotenzial von 23 Prozent. 

Derzeit beträgt bei Burckhardt Compression der geschätzte Anteil am Geschäft mit Wasserstoffanwendungen erst 80 Millionen Franken - das entspricht rund 8 Prozent am Gesamtumsatz. Dieses dürfte aber über die kommenden fünf Jahre weiterhin überdurchschnittlich wachsen. Die ZKB veranschlagt das Wachstum auf jährlich 20 Prozent und Ende 2028 sollte ein Umsatz von 200 Millionen generiert werden. 

Robuste Nachfrage dank Erdgas

Das Winterthurer Unternehmen bietet weltweit Kolbenkompressor-Technologien und die dazugehörenden Dienstleistungen wie Unterhalt und Wartung an. Die kundenspezifisch ausgelegten und modularisierten Kompressor-Systeme werden in der Chemie und Petrochemie, bei der Gasförderung und -verarbeitung, dem Gastransport und dessen Lagerung, bei der Wasserstoff-Mobilität und -Energie sowie im Industriegas-Sektor und in Raffinerien eingesetzt.

Das Element Wasserstoff (H2) ist ein wichtiges Anwendungsgebiet für den Einsatz von Kolbenkompressoren. Wasserstoff wird zur Entschwefelung von Erdöl und Erdgas eingesetzt. Angesichts des hohen Energiebedarfs kommt diesem Prozess aus ökologischen Überlegungen mittlerweile auch in Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien eine wichtige Rolle zu. In sogenannten Hydrofiner wird unter hohem Druck Wasserstoff eingeleitet, der sich dann unter Mitwirkung eines Katalysators mit dem Schwefel zu Schwefelwasserstoff verbindet.

In einer nachfolgenden Trennkolonne wird der Schwefelwasserstoff vom nun entschwefelten Erdgas getrennt und anschliessend zu elementarem Schwefel (S2) weiterverarbeitet. Die Einleitung des Wasserstoffs in Hydrofiner-Anlagen zur Erdgasraffinierung ist ein typisches Anwendungsgebiet für Prozessgas- Kolbenkompressoren von Burckhardt Compression. Entsprechend konstatiert die ZKB, dass die langfristigen Wachstumsaussichten aufgrund der robusten Nachfrage nach Erdgas vielversprechend bleiben.

Neue Aufträge über den Erwartungen 

Die Nachfrage nach Maschinen und Dienstleistungen von Burckhardt Compression war in den letzten zwei Jahren enorm und die Gesellschaft konnte den Auftragseingang innerhalb von zwei Jahren beinahe verdoppeln.

Das Unternehmen kann die vielen Aufträge nun nach und nach abtragen. In der Folge stieg der Umsatz im ersten Halbjahr 2023 um 21 Prozent auf 407,7 Millionen Franken. Dabei wuchs vor allem das Neumaschinengeschäft stark (+37 Prozent), während das Servicegeschäft nur moderat zulegte (+2,9 Prozent). In der Folge stieg der EBIT um 26 Prozent auf 44,9 Millionen (Marge: 11,0 Prozent) und der Reingewinn um 32 Prozent auf 32,4 Millionen.

Thomas Daniel Marti
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