Rund 2 Milliarden Franken nimmt die Schweizerische Nationalbank (SNB) pro Jahr durch die seit Anfang 2015 erhobenen Negativzinsen ein. Das Geld könnte in die Pensionskassen transferiert werden und somit die zukünftigen Rentenniveaus der Schweizer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhöhen. Diesen Vorschlag bringt eine Links-Rechts-Allianz, die von SP-Ständerat und Ex-Gewerkschaftsführer Paul Rechsteiner sowie dem SVP-Ständerat Alex Kuprecht angeführt wird, aufs Tapet.

Und damit scheinen die Politiker wohl ganz gezielt einen Nerv getroffen haben: Die Kommentarspalten zu diesem Thema sind voll - und in einer am Montag gestarteten Online-Umfrage von cash.ch haben seither beinahe 4000 Personen teilgenommen.

Hier das Resultat der Umfrage:

Deutliche 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden unterstützen die Idee, durch Negativzinsen generierte Einnahmen der SNB in die Pensionskassen fliessen zu lassen. Nur 30 Prozent lehnen diese Forderung ab.

"Es wird höchste Zeit, dass das so gemacht und verordnet wird", schreibt dazu cash-Leser und Befürworter Otto Zingg. Ins gleich Horn stösst "Peterer", für den es unverständlich ist, dass Pensionskassen überhaupt Negativzinsen bezahlen müssen. Eine Rückerstattung sei daher mehr als gerechtfertigt. Und Kurt Doll unterstützt die Idee unter einer gewissen Bedingung: "Die Idee ist gut, vorausgesetzt, das Geld wird in den obligatorischen Teil der Kasse einbezahlt und nicht in den überobligatorischen."

In den obligatorischen Teil der zweiten Säule bezahlen Arbeitnehmende mit einem Jahreslohn von mindestens 21'150 Franken bis zu einem Maximum von 84'600 Franken ein. Für diesen Bereich ist der Mindestumwandlungssatz - er legt die Höhe der Altersrente fest - derzeit noch immer bei 6,8 Prozent. Im überobligatorischen Bereich (bei Lohnbestandteilen über 84'600 Franken) liegt dieser deutlich tiefer.

Leser schlagen eine andere Verwendung vor

Aber auch die Gegnerschaft meldet sich zu Wort: "Bei einem Ja bringen wir die Negativzinsen nie mehr weg", fürchtet Leser Paul Villiger. Für Marius Zimmermann kommt eine solche Lösung "gar nicht in Frage". Die SNB solle sich um die Geldpolitik kümmern und benötige dazu alle möglichen Mittel. Um hingegen die Altersvorsorge zu sanieren, brauche es eine Erhöhung des Rentenalters und eine flexiblere Anlagepolitik für die Pensionskassen, die einen höheren Aktienanteil erlaubten.

Leser Ulrich Zimmermann, der die Einzahlung in tausende von Pensionskassen als nicht ökonomisch empfindet, bringt auch die Option einer Einzahlung an die AHV, anstatt in die zweite Säule, ins Spiel: Nur Pensionskassen-Versicherte würden mit dieser Lösung von den SNB-Überschüssen profitieren. Bei der AHV hingegen sei das Geld besser verwaltet und würde auch alle Pensionierten erreichen. Auch einige andere Leser unterstützen in der Kommentarspalte diese Idee.

Die Idee, die Negativzins-Einnahmen der Vorsorge zugute kommen zu lassen, stösst also auf breite Zustimmung. Aber wie geht es nun weiter? Gemäss Paul Rechtsteiner liegt der Ball bei der Nationalbank und beim Finanzdepartement. Diese könnten in kurzer Zeit eine unbürokratische Lösung aushandeln, sagt er zur "Sonntagszeitung". Bisher blieben offizielle Stellungnahmen sowohl von der SNB, als auch vom Finanzdepartement zu diesem Thema aus. Und wahrscheinlich versandet diese doch recht populistische Polit-Idee auch bald wieder.