Nur noch 39 Prozent der Unternehmen erwarten, dass die Regierung die Wirtschaft wieder auf einen Wachstumskurs bringen kann, wie aus einer am Montag veröffentlichten Erhebung der DZ Bank hervorgeht. Im Frühjahr waren es noch 62 Prozent. Die Ernüchterung erstrecke sich auf zentrale Handlungsfelder wie Energiepreise, Steuern und Bürokratie. Es wurden mehr als 1000 Geschäftsführer und Entscheider aus dem Mittelstand befragt.
Besonders stark gesunken ist das Vertrauen in eine Verbesserung der Infrastruktur. Trauten im Frühjahr noch 58 Prozent der Regierung eine Bewältigung zu, sind es aktuell nur noch 43 Prozent. Fortschritte beim Bürokratieabbau halten nur noch 24 Prozent für realistisch, nach 35 Prozent im Frühjahr. «Nachdem die neue Regierung zunächst mit einem positiven Momentum und einem gewissen Vertrauensvorschuss seitens der Unternehmer gestartet war, breitet sich Ernüchterung aus», sagte Stefan Beismann, Firmenkundenvorstand der DZ Bank. Die Hoffnung, dass dringende Standortprobleme wie Bürokratie, hohe Kosten und Fachkräftemangel angegangen würden, sei enttäuscht worden. Die Regierung bewege sich zwar, aber deutlich zu langsam.
Die Umfrage zeigt zudem deutliche Unterschiede je nach Unternehmensgrösse. Auffällig ist, dass die kleinsten Firmen mit einem Umsatz von unter fünf Millionen Euro demnach besonders skeptisch sind. Von ihnen halten nur 35 Prozent eine Rückkehr zum Wirtschaftswachstum für realistisch, während es bei den grossen Mittelständlern mit über 50 Millionen Euro Umsatz 46 Prozent sind. «Grössere Probleme haben die kleinen Mittelständler, die an den Standort gebunden sind», sagte Beismann. Hier sei die Frustration am grössten. Auch die von der Regierung beschlossenen Fiskalprogramme für Infrastruktur und Verteidigung sehen viele skeptisch. 44 Prozent der Befragten rechnen damit, dass deren Wirkung verpuffen werde.
Beismann forderte die Regierung auf, strukturelle Probleme entschlossener anzugehen. «Die Investitionspakete werden die deutsche Wirtschaft nicht allein aus der Flaute holen», sagte er. Die Bürokratie müsse stärker vereinfacht und Genehmigungsverfahren müssten beschleunigt werden. Zudem sollte die Regierung bei Steuerentlastungen nachbessern.
(Reuters)
