Die Ratingagentur Moody's sieht in der Demografie das wirtschaftlich grösste Risiko für Deutschland. "Die Bevölkerung altert mit einer der schnellsten Raten weltweit, was das Arbeitskräfteangebot verringern und die öffentlichen Ausgaben für Sozialfürsorge, Gesundheit und Renten erhöhen wird", heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Studie mit Blick auf die steigende Lebenserwartung bei niedrigen Geburtenraten.

"Die Belastung für den Arbeitsmarkt ist bereits sichtbar." Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter (15-64 Jahre) ist seit 1990 von 69 auf 64,1 Prozent zurückgegangen "und wird in den kommenden Jahren weiter sinken, da die Babyboomer in Rente gehen".

Ohne Reformen werde sich das potenzielle Wachstum von Europas grösster Volkswirtschaft in kommenden Jahrzehnt weiter abschwächen. Die Ratingagentur geht zugleich davon aus, dass die Probleme auf politischer Ebene angegangen werden. "Der Staat in der Vergangenheit bewiesen hat, dass er in der Lage ist, Schocks abzufedern und sich an Veränderungen anzupassen." Notwendig sei etwa, Digitalisierung und Wettbewerbsfähigkeit voranzubringen.

Moody's beurteilt die Kreditwürdigkeit Deutschland mit der Höchstnote AAA, womit Bundesanleihen eine sehr niedrige Ausfallwahrscheinlichkeit attestiert wird. Auch der Ausblick ist "stabil", womit auf kurze Sicht keine Herabstufung droht. Bei einer schlechteren Bonität dürften Investoren höhere Risikoaufschläge verlangen, womit es für den Staat teurer würde, sich zu verschulden.

Deutschland weist im Vergleich zu anderen Industriestaaten eine vergleichsweise geringe Staatsverschuldung auf. Dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge dürfte der Schuldenstand in diesem Jahr bei 68,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen. Zum Vergleich: Im benachbarten Frankreich liegt er bei mehr als 100 Prozent.

(Reuters)