Die Erwähnung von "operativer Effizienz" sei in dieser US-Berichtssaison so häufig wie nie zuvor, heisst es in einer Analyse der Bankstrategen von Morgan Stanley. Die Firmen konzentrierten sich auf Ausgabendisziplin, seien aber auch bestrebt, in neue Technologien zu investieren, "die die künftige Produktivität vorantreiben können, wie zum Beispiel künstliche Intelligenz."

KI um jeden Preis

Es gebe eine bemerkenswerte Überschneidung zwischen den Branchen, in denen die betriebliche Effizienz am häufigsten diskutiert wird, und denjenigen, die über KI sprechen, so die Bank. Zu diesen Branchen gehörten Software, wissensintensive Dienstleistungen, Gesundheit und Finanzdienstleistungen.

Unter den S&P 500-Unternehmen, die in in dieser Berichtssaison die betriebliche Effizienz hervorhoben, sind laut Bloomberg-Daten der Pharmakonzern Pfizer ebenso wie der Fondsriese BlackRock und der Chipindustrie-Ausrüster Lam Research.

Hintergrund der Spargedanken ist das Bestreben, die Margen zu schützen, während die Volkswirte auf eine sanfte Landung der Konjunktur hoffen. Anleger versprechen sich von Anzeichen einer Arbeitsmarktabkühlung Hinweise darauf, wann die US-Notenbank die Leitzinsen senken wird. Jüngste Konjunkturdaten signalisierten allerdings, dass die Fed in nächster Zeit keine Lockerung vornehmen dürfte.

Kostenprobleme vorläufig einstecken

Gestützt auf Kostensenkungen will der Medienkonzern Walt Disney den Gewinn in diesem Jahr um mindestens 20 Prozent steigern. Der Autovermieter Hertz will seine Kosten ebenfalls reduzieren und der Jeans-Produzent Levi Strauss kündigte eine neue Initiative zur Steigerung der Effizienz an, die auch die Streichung von Arbeitsplätzen umfasst.

Einige Unternehmen schichten Mittel um, um ihr Geschäft auszubauen. Estée Lauder baut im Rahmen eines Umstrukturierungsplans Stellen ab. Das Management teilte mit, so schneller auf neue Schönheitstrends reagieren zu können, und mehr in die Konzernmarken investieren zu wollen. Die Facebook-Mutter Meta investiert aggressiv in die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz. Amazon indessen kündigte an, mit neuen Investitionen zurückhaltend zu sein.

Bei einigen Unternehmen deuteten die Telefonkonferenzen zur Geschäftsentwicklung jedoch darauf hin, dass die Kostenprobleme vorübergehender Natur seien und in der zweiten Jahreshälfte mit einer gewissen Verbesserung zu rechnen sei, so die Strategin Lori Calvasina von RBC Capital Markets.

(Bloomberg)