Die Valoren von Novartis fallen um 0,31 Prozent auf 90,08 Franken, während der Swiss Market Index (SMI) um 0,37 Prozent in einem schwächeren Gesamtmarkt nachgibt. Der Basler Pharmakonzern Novartis gab am Dienstag die vollständige Übernahme des deutschen Biotechunternehmens Morphosys bekannt und blättert 2,7 Milliarden Euro oder umgerechnet etwa 2,5 Milliarden Franken auf den Tisch.

Der Schritt sei positiv, schreibt Laurent Flamme, Analyst bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Seine vorläufigen Schätzungen ergeben eine potenzielle Wertkreation von 2,5 bis 3,0 Milliarden Dollar. Das entspricht pro Novartis-Aktie 1,3 bis 1,5 Franken Mehrwert. Mit der Übernahme stärkt Novartis unter anderem seine Onkologie-Pipeline. Novartis erhält durch die Transaktion Zugang zu Pelabresib, einem Wirkstoff zur Behandlung von Myelofibrose. Dabei handelt es sich um eine lebensbedrohliche, chronische Erkrankung des Knochenmarks. Die Zulassungschancen für Pelabresib sind hoch, hält der ZKB-Analyst dazu fest. Er bestätigt sein Rating «Marktgewichten».

Der derzeitige Therapiestandard bei Myelofibrose sei das Medikament Jakafi, für das Novartis die Rechte ausserhalb der USA besitzt. Daher ist der Erwerb der weltweiten Rechte für Pelabresib strategisch sehr sinnvoll, schreiben die Analysten von JPMorgan. Die Bank schätzt die Aktien mit Halten und einem Kursziel von 90 Franken ein. Optimistischer zeigt sich die US-Investmentbank Jefferies, die das Kauf-Rating und das Kursziel von 105 Franken bei Novartis am Montag bestätigte. Das ergibt ein Aufwärtspotenzial von 16 Prozent auf zwölf Monate.

Mit dieser Akquisition folgt Novartis der Strategie, seine Pipeline zu stärken, die in seine therapeutischen Kernbereiche fallen und die bereits bestehende Pipeline mit zusätzlichen Produktkandidaten in der späten Entwicklungsphase ergänzen, schreibt Stefan Schneider, Pharma-Analyst bei Vontobel. «Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit gehen wir von einer reibungslosen Integration der Morphosys aus.» Schneider hält mit Blick in die Vergangenheit fest, dass Novartis bereits 2004 eine erste Zusammenarbeit mit Morphosys zur Entwicklung von Antikörper-Krebstherapien einging und diese 2007 ausweitete. Aus dieser Zusammenarbeit entstand Ianalumab, das Novartis derzeit in verschiedenen Phase-3-Studien testet. Der Vontobel-Analyst bekräftigt das Kursziel von 101 Franken und die Kaufempfehlung.

Auch die Analysten der UBS betonen in einer ersten Analyse die Übernahme als strategisch sinnvoll. Deren Analyst Xian Deng prognostiziert gar einen Spitzenumsatz von 1 Milliarde Euro für Pelabresib mit einer Wahrscheinlichkeit von 70 Prozent. Dies basiert auf einer maximalen Penetration von 20 Prozent bei 1L-Myelofibrose-Patienten.

Zustimmung der Morphosys-Aktionäre ausstehend

Im Rahmen der vereinbarten Transaktion, die von den Verwaltungsräten beider Unternehmen einstimmig genehmigt wurde, gibt Novartis ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot für alle auf den Inhaber lautenden Stückaktien der Morphosys zu einem Preis von 68 Euro je Aktie ab. Die Transaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen, einschliesslich der Annahme des Übernahmeangebots durch mindestens 65 Prozent der ausstehenden Aktien der Morphosys und dem Erhalt der behördlichen Genehmigungen. Die Transaktion wird den Angaben zufolge voraussichtlich in der ersten Hälfte des Jahres 2024 abgeschlossen. Bis zum Abschluss der Transaktion wird die deutsche Biotechfirma Morphosys weiterhin als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen agieren.

Thomas Daniel Marti
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